
Lebendige Deiche - Rückkehr der Artenvielfalt in die Küsteninfrastruktur

Die Verstädterung setzt Meeres- und Küstenlebensräume weltweit zunehmend unter Druck. Meereswände sind für den Küstenschutz, die Freizeitgestaltung und die Erzeugung erneuerbarer Energien unerlässlich, weisen aber oft nicht die strukturelle Komplexität auf, die für eine reiche Artenvielfalt erforderlich ist. Das in Sydney (Australien) gegründete Projekt Living Seawalls stützt sich auf die Meeresforschung, um modulare "Lebensraumkacheln" zu entwerfen und zu produzieren, die die lebende Oberfläche von Meerespflanzen und -tieren nachahmen. Die Kacheln können an der Küsteninfrastruktur angebracht werden, um die Ansiedlung von Gezeitenarten wie Austern, Seepocken, Algen und Muscheln zu erleichtern. Diese Arten leiten das Wachstum eines Ökosystems ein, indem sie Nahrung und Lebensraum für Meerestiere bieten und die Wasserqualität erhalten. Weltweit wurden bereits über tausend Platten installiert, die den lokalen Meeresökosystemen spürbare Vorteile bringen.
Kontext
Angesprochene Herausforderungen
Standort
Auswirkungen
Das Living Seawall-Projekt schärft das Bewusstsein für die Auswirkungen der städtischen Expansion auf die biologische Vielfalt in unseren Ozeanen. Das Projekt "Lebendiger Deich" bietet eine beispielhafte Lösung, um die Umweltauswirkungen weit verbreiteter Meeresbauten und den raschen Rückgang der biologischen Vielfalt im Meer zu beheben.
Was die ökologischen Auswirkungen betrifft, so beherbergen die Habitatplatten nach zwei Jahren bereits ein Drittel mehr Arten als die kahlen Meereswände, die seit Jahrzehnten dort standen. Die Platten weisen eine ähnliche Artenvielfalt und -menge auf wie natürliche Felsenriffe in der Nähe. Es wurden mehr als hundert verschiedene Arten von Wirbellosen und Algen gefunden, und über dreißig Fischarten nutzten diese neuen Ökosysteme. Das modulare Design ermöglicht es, die Platten an jeden Standort anzupassen, und die Platten können je nach dem örtlichen Ökosystem verändert werden. Bislang wurden zehn verschiedene Oberflächenplatten entworfen, die verschiedene Küstenmerkmale wie ein Austernriff, die Wurzeln eines Mangrovenwaldes und die "Finger" einer Schwammstruktur nachahmen. Die Paneele sind so gebaut, dass sie Lebensraum für einheimische Arten bieten.
Mit Blick auf den Klimawandel bieten kahle, strukturlose Oberflächen wie Deiche nur wenig Schutz vor hohen Temperaturen. An Pilotstandorten konnten die Habitatplatten die Oberflächentemperaturen um bis zu 10 Grad senken, was beweist, dass das Projekt auch eine Chance für die Klimaanpassung der Meeresbewohner darstellt.