Grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Beseitigung einer invasiven Flusspflanze

Vollständige Lösung
Verbreitung des Drüsigen Springkrauts entlang der Thaya vor den Ausrottungsmaßnahmen (2001)
Podyjí National Park administration

Die Ausrottung des neophytischen Drüsigen Springkrauts (Impatiens glandulifera) war ein erfolgreiches gemeinsames Projekt der beiden aneinander grenzenden Nationalparks Thayatal (AT) und Podyjí (CZ), das zu einem deutlichen Rückgang der Drüsigen Springkrautpflanzen im Flusstal und zur Rückkehr einheimischer Pflanzen führte. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren waren der gemeinsame Ansatz bei der Bewirtschaftung des Flusstals, der Zugang tschechischer Mitarbeiter zu beiden Flussufern, die Änderung der Bewirtschaftung der Flussauen und die laufende gemeinsame Überwachung im Flusstal.

Letzte Aktualisierung: 27 Jul 2018
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Kontext
Angesprochene Herausforderungen
- Rasche Ausbreitung des Drüsigen Springkrauts, eines aggressiven Neophyten, der schnell Monokulturen bilden und die Ökosysteme, in die er eindringt, stark verändern kann, während er gleichzeitig die biologische Vielfalt verringert - Gegensätzliche wissenschaftliche Auffassungen zwischen zwei Nationalparks hinsichtlich der Wirksamkeit des Managements und des Umgangs mit invasiven Arten - Mangelnde Bewirtschaftung der Flusstalwiesen durch die Landbesitzer im Nationalpark Thayatal, was die Ausbreitung des Drüsigen Springkrauts begünstigt.
Umfang der Durchführung
Lokales
Multinationale
Ökosysteme
Gemäßigter Laubwald
Fluss, Bach
Theme
Invasive gebietsfremde Arten
Konnektivität / grenzüberschreitende Erhaltung
Verwaltung von Schutzgebieten und geschützten Gebieten
Planung des Managements von Schutzgebieten und geschützten Gebieten
Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Standort
Nationalpark Podyjí, Podmolí, Tschechische Republik
Ost-Europa
Prozess
Zusammenfassung des Prozesses
Die Überwachung der invasiven Neophyten (Baustein 1) und die Kommunikation zwischen den beiden Nationalparks (BB 2) waren unerlässlich, um eine effiziente Beseitigung durch beide Nationalparks zu ermöglichen (BB 3) und eine nachhaltige Bekämpfung der invasiven Pflanzen zu gewährleisten. Die Koordinierung der Mahd der Talwiesen durch die örtlichen Landbesitzer (BB 4) trug dazu bei, die Ausbreitung der invasiven Pflanze einzudämmen. Das Zusammenspiel dieser Bausteine ermöglichte also die erfolgreiche Ausrottung des Drüsigen Springkrauts. Heute gibt es nur noch sehr wenige Bestände invasiver Arten, und beide Parks haben Verfahren und Praktiken entwickelt, um sie zu kontrollieren oder ihre mögliche Ausbreitung zu verhindern. Auch die Grundeigentümer wissen um die potenziellen Gefahren der invasiven Arten.
Bauklötze
Überwachung invasiver Pflanzen
Der Nationalpark Podyjí übernahm die alleinige Verantwortung für die Überwachung des Flusstals auf Befall mit dem Drüsigen Springkraut und anderen invasiven Pflanzen. Die Mitarbeiter des Nationalparks setzten ein Boot ein, um das Vorkommen der Pflanze entlang der Flussufer zu überwachen, insbesondere in Gebieten, die auf dem Landweg schwer zu erreichen sind. Heute gehören auch Mitarbeiter des Nationalparks Thayatal zur Bootsbesatzung, und die Überwachung vom Fluss aus wird einmal im Jahr durchgeführt. Die Maßnahmen zur Beseitigung invasiver Arten werden mehrmals im Jahr (2 bis 6 Mal) durchgeführt. Das Drüsige Springkraut kommt auf beiden Seiten der Grenze vor, aber der Podyji-Nationalpark hat mehr Kapazitäten für die Durchführung der Maßnahmen. Die Beteiligung an der Überwachung und Bewirtschaftung wurde daher entsprechend den Möglichkeiten der beiden Nationalparks aufgeteilt.
Ermöglichende Faktoren
Der NP Thayatal hat den Kauf eines Bootes kofinanziert, das von den Mitarbeitern des NP Podyjí für die Überwachung der Flussufer genutzt werden soll. Um die Grenze für die Überwachung regelmäßig überqueren zu können, war das europäische Schengen-System, d.h. in diesem Fall offene Grenzen für den Personenverkehr, eine erleichternde Voraussetzung.
Gelernte Lektion
Anfänglich fand die Überwachung nur in geringem Umfang auf tschechischer Seite statt. Schließlich stellte sich heraus, dass es notwendig war, das Drüsige Springkraut an beiden Ufern und auf beiden Seiten der Grenze zu überwachen, um die notwendigen Daten für die Ausrottungsmaßnahmen zu erhalten.
Kommunikation mit dem Personal grenzüberschreitender Schutzgebiete
Die beiden Nationalparkdirektoren trafen sich vier- bis fünfmal im Jahr, um unter anderem den Stand der Überwachung und Entfernung invasiver Pflanzen zu besprechen. Gemeinsam ermöglichten sie die Finanzierung des Projekts und die Durchführung der erforderlichen Maßnahmen. Darüber hinaus trafen sich andere Mitarbeiter beider Parks bei Bedarf, um Informationen über die Überwachung und Beseitigung auszutauschen.
Ermöglichende Faktoren
In der Regel war mindestens ein Mitarbeiter von Podyjí NP an dem gemeinsamen Projekt beteiligt, der Deutsch sprach, ansonsten wurde Englisch gesprochen, um die Sprachbarriere zu überwinden.
Gelernte Lektion
Das Projekt hat den zusätzlichen Wert der grenzüberschreitenden Kommunikation im Bereich des Naturschutzes aufgezeigt. Ohne den Austausch und die gegenseitig bereichernde Zusammenarbeit zwischen dem Nationalpark Thayatal und dem Nationalpark Podyjí wäre das Projekt nicht so erfolgreich gewesen. Beide Nationalparks nahmen die Erfahrung mit für zukünftige Herausforderungen und Projekte, dass Zusammenarbeit positiven Austausch und gegenseitiges Lernen ermöglicht.
Gemeinsame grenzüberschreitende Beseitigung einer invasiven Pflanze
Invasive Pflanzen traten auf beiden Seiten des Flusses Thaya auf, der die internationale Grenze und die Grenze zwischen den beiden Nationalparks bildet. Die Pflanzen wurden auf beiden Seiten des Flusses von Mitarbeitern der jeweiligen Parks entfernt, und die Entfernung der Pflanzen erfolgte nach ihrer Entdeckung durch die Überwachungsmaßnahmen. Als das gemeinsame Ausrottungsprojekt ursprünglich vom Podyjí-Nationalpark vorgeschlagen wurde, waren die Mitarbeiter des Thayatal-Nationalparks aufgrund ihrer Kenntnisse über viele erfolglose Ausrottungsversuche in anderen Gebieten skeptisch, was die Effizienz der Bemühungen zur Beseitigung der invasiven Pflanze anging. Der Nationalpark Thayatal war daher zunächst nur bereit, einen kleinen Teil der Mittel zu investieren, um zu testen, ob die Ausrottungsbemühungen funktionieren würden. Nach ersten Erfolgen stellte der Nationalpark Thayatal Mittel zur Verfügung, um gemeinsam mit dem Nationalpark Podyjí umfangreichere Ausrottungsmaßnahmen durchzuführen. Da beide Parks den Einsatz von Pestiziden ablehnen, mussten die einzelnen Pflanzen von Hand entfernt werden, und zwar vorzugsweise während des Jugendstadiums, bevor die Samen entstanden. Andernfalls könnten die Samen beim Entfernen der erwachsenen Pflanzen verbreitet werden. Dennoch erwiesen sich Mähmaßnahmen an Orten mit größeren Beständen als sehr wirksam.
Ermöglichende Faktoren
Die Beseitigung wurde von Podyjí bereits vor der Gründung des Nationalparks Thayatal eingeleitet, wodurch sich der Aufwand für die gemeinsame Ausrottung verringerte. Zweitens ist die Geomorphologie in dem Flusstalabschnitt, der durch die Parks verläuft, relativ ungünstig für eine rasche Ausbreitung der Pflanze. Drittens wurde die Beseitigung von Pflanzen durch tschechisches Personal auf österreichischem Boden nach dem Beitritt der Tschechischen Republik zur EU im Jahr 2004 einfacher. Vorher musste die Grenzpolizei bei jedem Grenzübertritt informiert werden.
Gelernte Lektion
Eine wichtige Lektion für beide Nationalparks war die Notwendigkeit der Zusammenarbeit über die Staatsgrenze hinweg und zwischen den beiden Schutzgebieten, um gemeinsam Naturschutzmaßnahmen durchzuführen. Dies galt insbesondere für die Beseitigung invasiver Arten in einem Flusstal, das an der Grenze liegt.
Koordinierung der Wiesenbewirtschaftung mit lokalen Landbesitzern
Ein erheblicher Teil des Flusstals innerhalb des Nationalparks Thayatal wird von Privatgrundstücken eingenommen, die überwiegend von Wiesen geprägt sind. Der wirtschaftliche Nutzen für die Landwirte, diese Wiesen zu bewirtschaften, ist zu gering, um den Anbau von Pflanzen dort zu rechtfertigen. Um die Ansiedlung und Ausbreitung von Neophyten auf den Wiesenflächen zu verhindern, haben die Mitarbeiter des NP Thayatal mit den Landwirten vereinbart, diese Wiesen regelmäßig zu mähen. Im Gegenzug wurden die Landwirte finanziell entschädigt.
Ermöglichende Faktoren
Die finanzielle Unterstützung der Mähmaßnahmen kam von der österreichischen Regierung, die im Rahmen des ÖPUL-Programms umweltfreundliche und extensive Formen der Landwirtschaft zum Schutz natürlicher Lebensräume fördert.
Gelernte Lektion
Einige der Landwirte erwiesen sich als große Hilfe bei der Pflege der Wiesen und damit bei der Bekämpfung des Drüsigen Springkrauts. Die entstandene Zusammenarbeit und die Kontakte können sich auch bei künftigen Aktivitäten als wichtig erweisen.
Auswirkungen

Das gemeinsame Projekt zur Überwachung und Ausrottung invasiver Arten in den beiden Parks war ein großer Erfolg. Das Drüsige Springkraut ist bis auf wenige Einzelbestände aus beiden Nationalparks verschwunden. So konnten problematische Auswirkungen auf das Ökosystem der Thaya durch die schnelle Ausbreitung des Neophyten verhindert werden. Mit der gezielten Entfernung des Drüsigen Springkrauts wurde 1995 auf tschechischer und 2001 auf österreichischer Seite begonnen, nachdem im Jahr 2000 der Nationalpark Thayatal gegründet wurde. Der Bestand des Drüsigen Springkrauts ging daraufhin rasch zurück. Verstärkt wurde der überraschend positive Effekt durch das große Hochwasser im Jahr 2002, das auch eine massive Ausbreitung des Drüsigen Springkrauts verhinderte. Seitdem ist die Pflanze praktisch aus dem Flusstal verschwunden. Die gemeinsame Überwachung und Beseitigung des Drüsigen Springkrauts und anderer invasiver Neophyten im Flusstal sowie das Mähen der Flussauen durch die örtlichen Landbesitzer erfolgt jedes Jahr. Diese jährlichen Maßnahmen sind nach wie vor notwendig, um das Drüsige Springkraut im Tal zu bekämpfen. Die Erfahrung einer erfolgreichen Zusammenarbeit bei der gemeinsamen Ausrottung und Überwachung invasiver Arten hat einen Mehrwert geschaffen, der die künftige grenzüberschreitende Zusammenarbeit fördert und erleichtert.

Begünstigte
Schutzgebietsverwalter und Behörden
Ziele für nachhaltige Entwicklung
SDG 15 - Leben an Land
Geschichte
Als die Biologin Lenka Reiterová Mitte der 1990er Jahre im Nationalpark Podyji eine zufällige Wanderung in der Nähe des Flussufers unternahm, stellte sie fest, dass sich das Drüsige Springkraut langsam ausbreitete. Bis zu diesem Zeitpunkt waren keine Maßnahmen ergriffen worden, um es unter Kontrolle zu bringen. Die ersten Versuche, das Springkraut zu entfernen, waren sehr erfolglos, so dass die Mitarbeiter des Nationalparks begannen, bessere Methoden zur Beseitigung der Pflanze zu entwickeln. "Bald darauf wurde uns klar, dass ein großer Teil des Problems darin bestand, dass wir nur auf der tschechischen Seite der Flussufer arbeiten konnten. Die Population des Drüsigen Springkrauts wuchs zu dieser Zeit noch", erinnert sich Reiterová. Die große Wende kam im Jahr 2000, als der Nationalpark Thayatal gegründet wurde und als Partner des Nationalparks Podyji bei der Beseitigung der invasiven Art auf der österreichischen Seite der Grenze fungierte. Eine Herausforderung bei der Beseitigung der Pflanzen bestand anfangs - vor dem Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union im Jahr 2004 - darin, dass die Grenzpolizei jedes Mal informiert werden musste, wenn Mitarbeiter des Nationalparks Podyjí nach Österreich übersetzten. Nach 2004 begann der Bestand des Drüsigen Springkrauts merklich abzunehmen. Eine unerwartete, aber wichtige Veränderung im Vorkommen des Drüsigen Springkrauts trat 2002 ein, als große Überschwemmungen den Podyji heimsuchten. "Zunächst befürchteten wir, dass diese Naturkatastrophe die Ausbreitung invasiver Arten begünstigen würde, aber der Effekt war genau das Gegenteil", beschreibt Reiterová. Nach dem Hochwasser ging das Vorkommen des Drüsigen Springkrauts dramatisch zurück. Seitdem gibt es nur noch vereinzelte Vorkommen der Pflanze an beiden Ufern des Flusses, die jährlich überwacht werden. Wenn Pflanzen entdeckt werden, werden sie von Parkmitarbeitern entfernt. "Der sichtbare Effekt unserer ersten Zusammenarbeit mit unseren Kollegen aus Österreich bei der Bewirtschaftung des Gebiets hat uns geholfen, weitere gemeinsame Projekte in den kommenden Jahren zu unterstützen und zu schaffen", meint Reiterová. Die gemeinsame Überwachung und Ausrottung des Drüsigen Springkrauts geht heute weiter.
Mitwirkende kontaktieren
Andere Mitwirkende
Lenka Reiterová
Nationalpark Podyjí
Robert Brunner
Nationalpark Thayatal (ehemaliger Direktor)
Christian Uebl
Nationalpark Thayatal
Sophia Fettinger, Mitautorin der Lösung
Institut für Waldbau, Universität für Bodenkultur, Wien
Brady J. Mattsson, Mitverfasser der Lösung
Institut für Waldbau, Universität für Bodenkultur, Wien