Grenzüberschreitende koordinierte Naturentwicklung und Nationalparkerweiterung

Vollständige Lösung
Eines der neuen Schilder am Eingang der Nationalparkregion

Das Projekt konzentriert sich auf Schutzgebiete entlang der deutsch-niederländischen Grenze, die die Gemeinden Roermond, Roerdalen (NL), Wassenberg und Wegberg (D) berühren. Ziel des Projekts war es, eine gemeinsame Nationalparkregion weiterzuentwickeln und ihre gemeinsame Geschichte und ihre heutige Bedeutung herauszustellen. Es sieht die grenzüberschreitende (TB) Verbesserung der Natur- und Landschaftsqualität durch die Verbindung und Aufwertung von Lebensräumen vor. Es wurden eine Vereinbarung über eine gemeinsame Zonierung und ein nachhaltiges Tourismuskonzept entwickelt.

Letzte Aktualisierung: 01 Apr 2019
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Kontext
Angesprochene Herausforderungen
Verlust der biologischen Vielfalt
Waldbrände
Invasive Arten
Mangel an alternativen Einkommensmöglichkeiten
1. unzureichende TB-Koordinierung zwischen Umweltorganisationen/Landbesitzern 2. unzureichende TB-Zusammenarbeit zwischen Interessengruppen in Bezug auf Tourismus und Öffentlichkeitsarbeit 3. unzureichende Verbindung von Lebensräumen zum Schutz gefährdeter Arten, die unter die EU-Habitatrichtlinie fallen
Umfang der Durchführung
Multinationale
Ökosysteme
Gemäßigter Laubwald
Gemäßigter immergrüner Wald
Pool, See, Teich
Fluss, Bach
Feuchtgebiet (Sumpf, Marschland, Torfland)
Gemäßigtes Grasland, Savanne, Strauchland
Theme
Lebensraumfragmentierung und -verschlechterung
Konnektivität / grenzüberschreitende Erhaltung
Rechtliche und politische Rahmenbedingungen
Verwaltung von Schutzgebieten und geschützten Gebieten
Terrestrische Raumplanung
Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Tourismus
Standort
Roermond, Niederlande
Nordeuropa
Prozess
Zusammenfassung des Prozesses
Die Landschaft bildet eine ökologische Einheit, die durch die gemeinsame Geschichte des Gebietes geprägt ist und die in einer gemeinsamen Naturschutzstrategie berücksichtigt werden sollte. Dafür wurden Mittel der Europäischen Union (Interreg IV A Deutschland-Nederland) zur Verfügung gestellt. Die Kofinanzierung wurde von den Partnerorganisationen geleistet. Von grundlegender Bedeutung waren die langjährige Erfahrung der Mitarbeiter des Naturparks Maas-Schwalm-Nette in der TB-Kooperation und das gegenseitige kulturelle Verständnis der Projektpartner. Für die Erweiterung des Nationalparks waren die erwähnten Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume und Ökosysteme (BB#3) notwendig, und die veränderte Zonierung des Nationalparks de Meinweg (BB#2) bietet eine Grundlage für das weitere gemeinsame Management. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen war es wichtig, über die Landesgrenze hinweg erfolgreich zu kooperieren und zu koordinieren (BB#1). Durch die TB-Naturschutzplanung (BB#3), die Förderung eines nachhaltigen Tourismus (BB#4) und die Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren (BB#1) wird ein integrierter und dauerhafter rechtlicher Schutz der Naturräume, das Umweltbewusstsein der Bevölkerung und eine nachhaltige Nutzung der Ökosysteme unter Hervorhebung der gemeinsamen historischen Entwicklung der Region gewährleistet.
Bauklötze
Grenzüberschreitende Arbeitsgruppe für Naturschutz
Im Rahmen des Projekts wurde erstmals eine TB-Arbeitsgruppe für Naturschutz eingerichtet. Mitglieder sind Vertreter privater und staatlicher Naturschutzgruppen, die grenzüberschreitend die Vorbereitung und Umsetzung von Maßnahmen des Landschafts- und Naturschutzes koordinierten. Diese Arbeitsgruppe hat auch die erweiterte Erholungszonierung für die Nationalparkregion koordiniert und weiterentwickelt. Eine verbesserte Zusammenarbeit führte zu effektiveren und besser abgestimmten Schutzmaßnahmen und zur Realisierung des Biotopverbundes zwischen den Natura 2000-Gebieten. Außerdem fanden Workshops zur Zusammenarbeit bei der Pflege und Entwicklung der deutsch-niederländischen Meinweg-Region statt. Die Teilnehmer (Vertreter von Forstorganisationen, Forstbehörden und Naturschutzverbänden) diskutierten mögliche Strategien zur kurz- oder langfristigen Erhaltung natürlicher Prozesse (auf mindestens 50 % der Fläche) und entwickelten ein Konzept für die Nutzung der TB-Naturregion. Experten informierten über forstwirtschaftliche Bewirtschaftungsmöglichkeiten für beide Seiten der Grenze.
Ermöglichende Faktoren
Die Mitarbeiter können sich leicht verständigen und zusammenarbeiten, da Niederländisch und Deutsch ähnliche Sprachen sind. Alle Parkmitarbeiter verstehen beide Sprachen, und einige sprechen beide. Außerdem besteht ein starkes gegenseitiges kulturelles Verständnis. Das Fachwissen über das Vorkommen von Arten, Typen und die Entwicklung der Landschaft ermöglichte die Ausarbeitung eines gemeinsamen Konzepts für den Naturschutz in der Region.
Gelernte Lektion
Die Arbeitsgruppe und die Workshops waren für die Umsetzung von Natur- und Landschaftsschutzmaßnahmen von wesentlicher Bedeutung, da es sehr wichtig war, zusammenzuarbeiten und Ideen und Erfahrungen auszutauschen. Diese Workshops trugen zu einem besseren Verständnis der Sichtweisen der einzelnen beteiligten Organisationen bei, insbesondere in Bezug auf kulturelle Ansichten und professionelle Meinungen zu Biotopmanagementmaßnahmen.
Übertragung der Zonierung von Nationalparks zwischen zwei Ländern
Der grenzüberschreitende Nationalpark (TBNP) Region MeinWeg umfasst Schutzgebiete in den Gemeinden Roermond, Roedalen, Wegberg und Wassenberg auf beiden Seiten der deutsch-niederländischen Grenze. Der NP de Meinweg dominiert die niederländische Seite der TBNP-Region und hat drei Zonen (Kern-, Puffer- und Erholungsgebiet), die es ermöglichen, sensible Naturgebiete zu erhalten und den Tourismus innerhalb des NP zu regulieren. Im benachbarten deutschen Teil der TBNP-Region gibt es mehrere fragmentierte Schutzgebiete. Vor dem Projekt hatte jeder Park seinen eigenen Schutzstatus, und im gesamten deutschen Teil gab es keine einheitliche Schutzzonierung. Die grenzüberschreitende Arbeitsgruppe des Projekts wendete die niederländische NP-Zonierung auf den deutschen Teil der NP-Region MeinWeg an. Dabei wurden insbesondere Naturschutzgebiete als Kernzonen, Landschaftsschutzgebiete als Pufferzonen und andere Naturräume ohne Schutzstatus als Erholungszonen eingestuft. Die Zonierung und der Schutzstatus der TBNP-Region wurden dadurch auf beiden Seiten der Grenze vergleichbar, was die künftige Zusammenarbeit im Naturschutz und gemeinsame Monitoringmaßnahmen erleichtert. Dies wiederum trägt dazu bei, dass mindestens 50 % der TBNP-Region für die Erhaltung natürlicher Prozesse zur Verfügung stehen.
Ermöglichende Faktoren
Arbeitsgruppen und Workshops (wie in Baustein Nr. 1 beschrieben) waren von entscheidender Bedeutung, um durch gemeinsame Arbeit und Kommunikation ein gemeinsames Verständnis und einen Konsens zwischen den beteiligten Interessengruppen hinsichtlich der grenzüberschreitenden Übertragung der Nationalparkzonierung zu erreichen.
Gelernte Lektion
Eine gute Basis für die Zusammenarbeit und persönliche Kontakte zwischen den Schutzgebieten ist eine wichtige Voraussetzung für das gegenseitige Verständnis, die Einigung und die wirksame Umsetzung der geänderten Zonierung.
Koordinierte grenzüberschreitende Maßnahmen zur Verbesserung und Vernetzung von Biotopen
Das Projekt umfasste TB-Natur- und Landschaftspflegemaßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume und des Biotopverbunds. Zu den TB-Pflegemaßnahmen gehörten: > Unterstützung der Entwicklung von Heideflächen und Myrtenmooren, wozu die Entfernung von Erlen, Kiefern, Fichten und Birken sowie die Entfernung von Sträuchern entlang der Bäche gehörte. Um Mensch und Natur besser zu verbinden, halfen interessierte Einheimische den Parkmitarbeitern, die Dünen von Kiefern und Schwarzkirsche zu befreien, damit sich die Heide entwickeln konnte. > Management von Lebensräumen für Reptilien und Amphibien (z. B. Kreuzotter [Vipera bera]) Kreuzotter [Vipera berus], Zauneidechse [Lacerta agilis], Kammmolch [Triturus cristatus], Knoblauchkröte [Pelobates fuscus]) durch die Verbindung und Vergrößerung von Biotopen (durch das Mähen von Farnen, das Schneiden kleiner Soden, das Entfernen von Baumstämmen und Gehölzen) und die Wiederherstellung von aquatischen Brutplätzen (Lebensraum des Kammmolchs [Triturus cristatus]). > Teil des Projekts war die Umsetzung des Wasserwirtschaftsplans des Nationalparks de Meinweg: >35 Teiche und temporäre Gewässer wurden renaturiert und/oder wiederhergestellt.
Ermöglichende Faktoren
Bereits vor Beginn des Projekts wurde für den Nationalpark de Meinweg ein Wasserwirtschaftsplan (einschließlich Leitlinien für die Wiederherstellung und Aufwertung von Gewässern und Biotopen) erstellt. Dieser Plan ermöglichte ein koordiniertes Gewässermanagement während des Projekts.
Gelernte Lektion
Eine gute Basis für die Zusammenarbeit und persönliche Kontakte zwischen den Schutzgebieten ist eine wichtige Voraussetzung für gegenseitiges Verständnis, Einvernehmen und die Verbesserung des Zustands und des Verbunds der einheimischen Biotope.
Grenzüberschreitender nachhaltiger Tourismus
Um ein naturverträgliches Verhalten der Besucher zu fördern und bei den Einheimischen ein Bewusstsein für die Ökosysteme und die gemeinsame Geschichte der Region zu schaffen, wurden mehrere Maßnahmen ergriffen, um die TB-Kooperation im Bereich des nachhaltigen Tourismus zu fördern: 1) Es wurde eine touristische Infrastruktur aus Holz (Wanderweg, Aussichtshütte, Turm) errichtet, die es den Besuchern ermöglicht, die Natur zu erleben, ohne die Lebensräume zu stören. 2) Wander- und Radwege, die von der gemeinsamen Kultur- und Naturgeschichte profitieren und diese betonen, wurden ausgebaut und passende zweisprachige Karten veröffentlicht. 3) Die Ausbildung von TB-Natur- und Kulturführern sorgte für wertvolle TB-Führungen für jedes Publikum zu verschiedenen Themen. 4) Zur Förderung gemeinsamer Projekte und zur besseren Koordination des lokalen Tourismus wurden Workshops für lokale Tourismusakteure organisiert. Diese Maßnahmen führten zu kombinierten Tourangeboten, die Besucher anlocken, die regionale Geschichte und moderne Ökosysteme und Landschaften näher bringen und der lokalen Wirtschaft zugute kommen. 5) Zu den Ergebnissen einer besseren Koordination der TB-Öffentlichkeitsarbeit gehören schließlich ein gemeinsames Logo, Wanderausstellungen, eine zweisprachige Homepage und informative Schilder entlang der Wanderwege, um die Sichtbarkeit der TB-Nationalparkregion zu erhöhen.
Ermöglichende Faktoren
Vom Beginn des Mittelalters bis zum Wiener Kongress (1814-1815) war die Region an der deutsch-niederländischen Grenze gemeinsamer Besitz von 12 Gemeinden. Der Meinweg spiegelt diese gemeinsame Geschichte noch heute wider, die in Kombination mit attraktiven Landschaftsmerkmalen (z. B. Terrassenlandschaften) und der Ansammlung von Natura-2000-Schutzgebieten eine geeignete Landschaft für einen nachhaltigen Tourismus darstellt.
Gelernte Lektion
Für viele Akteure bedeutet die Zusammenarbeit eine Abkehr von ihrer üblichen Denkweise, die sich hauptsächlich darauf konzentriert, möglichst viele Besucher für die eigene Organisation oder Gemeinde zu gewinnen. Es stellte sich heraus, dass es am motivierendsten war, tourismusorientierte Akteure von Anfang an als Partner einzubinden, was ihre Identifikation mit dem Projekt und ihr Engagement für dieses erhöhte. Ähnliche Überlegungen galten für die Zusammenarbeit von Reiseleitern, Hotels und Restaurants: Obwohl es einige positive Ergebnisse gab, erforderte die Aufrechterhaltung der Zusammenarbeit ständige motivierende Maßnahmen, und in mehreren Fällen erwies sich die Zusammenarbeit als nicht von Dauer. In Zukunft sollte ein detaillierteres Konzept für diese Interessengruppen zu Beginn des Projekts erstellt werden. Hinsichtlich der Ausarbeitung und Veröffentlichung von Wander- und Radwanderkarten erwies es sich als sehr nützlich, von Anfang an mit einem Redakteur zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Karten auch nach Abschluss des Projekts veröffentlicht/nachgedruckt werden.
Auswirkungen

Das Projekt umfasste Maßnahmen für eine vielfältigere und verbesserte Zusammenarbeit über die NL-DE-Grenze hinweg, die Ausweitung der Erholungszonen im Nationalpark, ein koordiniertes Habitatmanagement und die Förderung eines nachhaltigen Tourismus. Zu den besonderen Wirkungen gehören: 1) Aufbau von Netzwerken von Freiwilligen und Interessenvertretungen mit den Schwerpunkten Natur, Forstwirtschaft und Tourismus, die eine Grundlage für einen koordinierten Naturschutz auf breiter Ebene bilden; 2) Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den Grenzgemeinden, die eine weitere Zusammenarbeit im TB zur Verbesserung der ökologischen und wirtschaftlichen Situation ermöglicht; 3) Verbesserung der Integrität des Ökosystems durch umfassende Wiederherstellung und Aufwertung von Lebensräumen und 4) Verbesserung der touristischen Infrastruktur, die den Bekanntheitsgrad des TB-Gebiets erhöht und damit die lokale Tourismusindustrie und ihre Interessenvertreter unterstützt. Verbesserte Zusammenarbeit, gestärkte TB-Netzwerke und eine gemeinsame Nationalparkzonierung können als Grundlage für weitere TB-Naturschutzmaßnahmen dienen.

Begünstigte
- Schutzgebietsbehörden - Gefährdete Arten und Lebensräume - Lokale Organisationen - Besucher - Lokale Wirtschaft wie Restaurants und andere Naturbetriebe
Ziele für nachhaltige Entwicklung
SDG 13 - Klimapolitik
Geschichte
Die Eröffnung der kulinarischen Schmugglerroute fand an der deutsch-niederländischen Grenze statt, an einem Grenzübergang für Radfahrer, der durch eine Schranke gekennzeichnet ist, die motorisierte Fahrzeuge einschränkt. Bei dieser Gelegenheit verkleideten sich ein Mitarbeiter des Naturparks Maas-Schwalm-Nette und ein Hotelbesitzer als Zollbeamte und kontrollierten die Pässe der vorbeifahrenden Radfahrer. Da niemand mehr an Passkontrollen an der deutsch-niederländischen Grenze gewöhnt ist, sorgte dies bei den Besuchern für Erstaunen und Belustigung, so dass sich gute Gelegenheiten boten, über das Projekt und die Geschichte der Region zu sprechen.
Mitwirkende kontaktieren
Andere Mitwirkende
Dipl.-Ing. agr. Silke Weich
Naturpark Maas-Schwalm-Nette
Dr. Leo Reyrink
Naturpark Maas-Schwalm-Nette
Sophie Fettinger, Mitautorin der Lösung
Institut für Waldbau, Universität für Bodenkultur, Wien
Brady J. Mattsson, Mitverfasser der Lösung
Institut für Waldbau, Universität für Bodenkultur, Wien