
Anpassung an den Klimawandel: Innovative Techniken in der kleinbäuerlichen Aquakultur

Als Reaktion auf die Herausforderungen, mit denen kleine Aquakulturbetriebe aufgrund des Klimawandels konfrontiert sind, hat das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) durchgeführte Globalprogramm Nachhaltige Fischerei und Aquakultur (GP Fish) Anpassungsstrategien für den Teilsektor entwickelt, um diese Auswirkungen abzumildern. Zu diesen Strategien gehören die intermittierende Erntemethode, die Einführung von Agroforstpraktiken und digitale Klimainformationssysteme.
Kontext
Angesprochene Herausforderungen
Kleinbetriebe im Aquakultursektor Südostafrikas stehen aufgrund des Klimawandels, der die Wasserverfügbarkeit, das Auftreten von Krankheiten und die Produktivität der Betriebe stark beeinträchtigt, vor erheblichen Herausforderungen. Schon jetzt können extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen oder Trockenperioden in ganzen Regionen zu schweren Ernteverlusten führen, wenn die Fischzüchter nicht angemessen darauf reagieren. Es wird erwartet, dass klimabedingte Temperatur- und Niederschlagsveränderungen langfristige Auswirkungen auf den Aquakultursektor auf mehreren Ebenen haben werden.
Standort
Prozess
Zusammenfassung des Prozesses
Dieser ganzheitliche Ansatz, bei dem die Bedrohungen des Klimawandels für den Aquakultursektor untersucht und gleichzeitig Strategien zur Abschwächung des Klimawandels erprobt und umgesetzt werden, kombiniert strukturelle Verbesserungen, Innovationen und strategische regionale Unterstützungssysteme. Mehr als tausend Fischzüchter wurden im Verständnis des Klimawandels, in der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen und in der Anwendung agrarökologischer Prinzipien geschult. Die Schulung stellt sicher, dass die Landwirte gut auf künftige klimatische Herausforderungen vorbereitet sind und weiterhin produktiv arbeiten können.
Bauklötze
Näherung
Angepasst an die länderspezifischen Gegebenheiten werden in den Interventionsgebieten des GP Fish unterschiedliche Maßnahmen eingesetzt. Das Verfahren ist jedoch ähnlich: Zunächst werden die einzelnen Auswirkungen des Klimawandels auf die Region untersucht, dann werden Strategien zur Eindämmung dieser Auswirkungen erprobt und schließlich die wirksamsten Lösungen umgesetzt.
Im Jahr 2022 führte die GP Fish im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eine Verwundbarkeitsstudie für den Süßwasser-Aquakultursektor in Madagaskar durch. Öffentliche, private und gesellschaftliche Akteure des Sektors reflektierten gemeinsam über die Auswirkungen des Klimawandels und entwickelten Anpassungsmaßnahmen für die Teichwirtschaft und die Reisfischzucht.
Darüber hinaus wurden in Zusammenarbeit mit der Lilongwe University of Agriculture and Natural Resources und dem ehemaligen Sektorprogramm für nachhaltige Fischerei und Aquakultur Maßnahmen erforscht und umgesetzt, die die Fischzüchter vor dem Totalverlust des Fischbestandes bei extremen Wetterereignissen durch unterbrochene Ernten schützen.
Die Anpassungen in der Aquakultur wurden durch Schulungen und Beratungsdienste angewandt und unterstützt, begleitet von zusätzlichen Aktivitäten wie der Einführung eines Mobiltelefon-basierten Klima-Informationssystems.
Durchführung einer Schwachstellenstudie
Die Vulnerabilitätsstudie folgt der Methodik des GIZ Vulnerability Sourcebook, das die Vulnerabilitätsdefinition des AR4 des IPCC verwendet. Als Ausgangspunkt wurden Temperatur und Niederschlag in sechs Fokusregionen in Madagaskar analysiert und Klimaprojektkarten erstellt. Sie dienten als Grundlage für die Wirkungsanalyse. In drei interregionalen Workshops wurden von privaten, öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren des Aquakultursektors Wirkungsketten und Anpassungsmaßnahmen entwickelt. In einem nationalen Workshop wurden diese Ergebnisse ausgetauscht und überprüft. Fischzüchter in den Highlands und an der Ostküste nahmen an Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau für die Anpassung an den Klimawandel teil.
Insgesamt zeigten die Ergebnisse eine hohe Anfälligkeit des Süßwasseraquakultursektors in allen sechs Schwerpunktregionen in Madagaskar. Die Modelle sagen bis 2060 einen erheblichen Rückgang der Niederschläge, eine Zunahme der regenfreien Tage und häufigere Extremwetterereignisse voraus. Mehr Wirbelstürme (und intensivere Wirbelstürme) bedeuten Überschwemmungen und Erosion sowie eine Verschlammung der Reisfelder. Häufigere und längere Dürreperioden führen zu Wassermangel, kürzeren Produktionszyklen und Verzögerungen in der Fischzuchtsaison. Außerdem können extreme Wetterereignisse zu "Panikverkäufen" zu niedrigen Preisen führen, was die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Fischzüchter beeinträchtigt.
Erprobung der Technik der intermittierenden Ernte
In Zusammenarbeit mit dem Projekt und der Universität Lilongwe wurde auf der Grundlage von Expertengesprächen und Literaturrecherchen eine Methode für die intermittierende Ernte entwickelt. Die größenselektive Fischfalle wurde für die einfache und regelmäßige Ernte von Jungfischen in gemischtgeschlechtlichen Tilapia-Kulturen entwickelt, um das Risiko eines Totalverlusts der Fischernte aufgrund extremer Wetterereignisse zu mindern. Neben der besseren Bewirtschaftung der Teichkapazität sollte die kostengünstige Fischfalle auch die Ernährung der Haushalte und den Cashflow der kleinen Aquakulturbetriebe verbessern. In einer Reihe von Versuchen wurden verschiedene Fischarten, Besatzdichten und Zeitintervalle für den Einsatz der Reuse getestet. Es wurden Versuche in landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt, um die Anwendung der Innovation in der Praxis zu testen. Beim Einsatz der Reuse für die intermittierende Ernte war der Gesamtertrag unter optimalen Bedingungen um 25 Prozent höher als in der Kontrollgruppe mit einmaliger Ernte. Während des dreimonatigen Feldversuchs setzten die Landwirte die Falle zwei- bis dreimal pro Woche ein und fingen jedes Mal durchschnittlich 830 g kleine, aber vermarktungsfähige Fische, was für den Landwirt eine kontinuierliche Versorgung mit über 20 kg Fisch bedeutete.
Dieser zusätzliche Fang stellte eine ständige Nahrungsquelle für den Haushalt dar oder konnte zu günstigen Preisen verkauft werden, insbesondere wenn das Fischangebot auf dem lokalen Markt während des Aquakulturzyklus gering war.
Einführung von Strategien zur Risikominderung
Komplexe Probleme erfordern systemische Lösungen, die in verschiedenen Dimensionen und auf verschiedenen Ebenen ansetzen.
Auf der Grundlage der Ergebnisse der Anfälligkeitsstudie und der Pilotierung der Technik der intermittierenden Ernte unterstützte das GP Fish verschiedene Initiativen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Aquakultur- und Reisfischzüchtern. In Schulungen lernten die Landwirte die Auswirkungen des Klimawandels auf die Aquakulturbetriebe kennen. Mit Unterstützung von technischen Mitarbeitern entwickelten die Fischzüchterkooperativen individuelle Anpassungspläne, die dann in ihre Jahresplanung aufgenommen wurden. Darüber hinaus erhielten die Landwirte Schulungen zur Verbesserung der Funktionalität von Wassereinzugsgebieten und zur Umsetzung agroforstwirtschaftlicher Praktiken, einschließlich der Wiederaufforstung um Teiche, um die Erosion bei starken Regenfällen zu verringern. Aufgrund der großen Nachfrage in der Gemeinde unterstützte das Projekt auch die Entwicklung und Verwaltung lokaler Baumschulen, um die Verfügbarkeit von Setzlingen zu gewährleisten.
Zu den weiteren infrastrukturellen Anpassungen für kleine Aquakulturbetriebe gehört die Verwendung tieferer Teiche, die einen thermischen Schutz und größere Reserven an gelöstem Sauerstoff bieten und damit das Wachstum und Überleben der Fische während Trockenperioden verbessern. Strukturelle Anpassungen wie erhöhte Teichdeiche und ein strategisches Timing für den Besatz und die Ernte von Fischen werden empfohlen, um Verluste bei saisonalen Extremwetterereignissen zu vermeiden.
Die kontinuierliche Ernte von überschüssigem Tilapia-Nachwuchs verringerte zudem das Risiko eines totalen Marktwertverlustes aufgrund von Überschwemmungen und stellt eine innovative Anpassung zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaschwankungen dar. Die kosteneffizienten Anpassungen und Techniken wurden sorgfältig ausgewählt, um die finanzielle Belastung der Landwirte zu minimieren.
Diese Anpassungen auf infrastruktureller Ebene können durch regionale Aktivitäten des Projekts zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels ergänzt werden. So wurde beispielsweise in Zusammenarbeit mit Mobilfunkbetreibern und Wetterstationen ein digitales, mobilfunkgestütztes Klima-Informationssystem für Fischzüchter eingeführt. Die Hotline liefert frühzeitig und regelmäßig aktuelle Wetterinformationen, so dass die Landwirte ihre Produktions- und Erntemethoden anpassen können, um Verluste durch Ereignisse wie Überschwemmungen zu vermeiden. Außerdem dient die Hotline als Marktplatz für Fischproduzenten und Verbraucher.
Auswirkungen
Dieser ganzheitliche Ansatz, bei dem die Gefahren des Klimawandels für den Aquakultursektor untersucht und gleichzeitig Strategien zur Abschwächung des Klimawandels erprobt und umgesetzt werden, kombiniert strukturelle Verbesserungen, Innovationen und strategische regionale Unterstützungssysteme. Zu den Vorteilen gehören geringere Fisch- und Einkommensverluste sowie eine größere Widerstandsfähigkeit gegen die Auswirkungen des Klimawandels.
Mehr als tausend Fischzüchter wurden im Verständnis des Klimawandels, in der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen und in der Anwendung agrarökologischer Prinzipien geschult, so dass sie auf künftige klimatische Herausforderungen gut vorbereitet sind und weiterhin produktiv arbeiten können. Außerdem tragen Aufforstungsmaßnahmen in den Wassereinzugsgebieten, Teichen und Reisfeldern dazu bei, die Erosion zu verringern und die Wasserrückhaltung und -aufnahme im Boden zu verbessern. Dies trägt dazu bei, die negativen Auswirkungen von lang anhaltenden Dürren oder starken Regenfällen und Überschwemmungen zu mildern.
Ebenso hat sich gezeigt, dass die Technik der intermittierenden Ernte nicht nur die negativen Auswirkungen von Verlusten bei Überschwemmungen mildert, sondern auch, dass die Haushalte ihren Fischkonsum (z. B. von einmal pro Monat auf zweimal pro Woche) und ihren Geldfluss außerhalb der Erntesaison erheblich gesteigert haben. Und schließlich liefert das digitale Klima-Informationssystem gezielte Wetter-Updates und Warnungen über Gesundheitsrisiken, die für ein effektives Management der landwirtschaftlichen Aktivitäten angesichts der wachsenden Herausforderungen des Klimawandels entscheidend sind.
Begünstigte
Nachhaltige Lebensgrundlagen für kleine Aquakulturbetriebe durch Anpassungsstrategien und technische Schulungen.
Abmilderung der Risiken und Auswirkungen des Klimawandels für ländliche Gemeinschaften.
Vermeidung von Ernteverlusten bei gleichzeitigem Beitrag zur Lebensmittel- und Ernährungssicherheit.
Ziele für nachhaltige Entwicklung
Geschichte

Mehr Fisch als je zuvor: In Sambia verbessert die nachhaltige Teich-Aquakultur das Leben vieler Menschen. Sie hat 9.000 Betrieben zu einer deutlichen Steigerung ihrer Fischproduktion verholfen, 26.000 Menschen haben eine Fischereilizenz erworben und fast 1.000 Sambier haben ihr Einkommen verdoppelt. Darüber hinaus ernähren sich die Menschen dort jetzt auch gesünder.
Theresa Oposhi (54), eine alleinerziehende Mutter und Großmutter aus dem Dorf Chitamba im Norden Sambias, besitzt heute acht Teiche, in denen sie monatlich rund 20 kg Fisch produziert.
"Mit der Fischzucht kann ich meine Grundbedürfnisse und die meiner Enkelkinder befriedigen", sagt sie. Die Familienmitglieder kochen einen Teil des Fisches für sich selbst. Der Rest wird verkauft. Mit den Einnahmen kauft Oposhi Dünger für ihr Maisfeld, Fischfutter und Nahrung für die Familie - ein selbsttragendes System.
Alles, was sie dafür braucht, hat sie in einem mehrwöchigen Kurs gelernt - zum Beispiel, wie man gesunden Fisch züchtet und vermarktet. So konnte sie ihre vier Teiche auf acht erweitern und sie besonders klimaresistent machen, damit sie auch extremen Wetterereignissen wie Dürren und Regenstürmen standhalten. Sie sind jetzt größer und tiefer, ihre Wände sind stabiler, und das Wasser wird durch Rohre verteilt. Oposhi würde in Zukunft gerne noch mehr produzieren. Sie ist auch ein leuchtendes Beispiel für andere Mitglieder ihrer Gemeinschaft und ermutigt andere Dorfbewohner, mit der Fischzucht zu beginnen.
"Ich habe viele Vorteile in der Fischzucht gesehen; mit dem Einkommen aus den wenigen Kilogramm Fisch, die ich verkaufe, kann ich die Grundbedürfnisse für mich und meine Enkelkinder decken."
Theresa Oposhi