Stärkung der Gemeinden und des Engagements der Akteure im Oberen Mittelrheintal durch partizipative Governance, Sensibilisierung und Qualitätskontrollen

Vollständige Lösung
Burg Gutenberg
P!EL

Das Obere Mittelrheintal ist eine Kulturlandschaft, die durch ihre Burgen, historischen Städte und Weinberge geprägt ist. Im Jahr 2002 wurde ein 67 km langer Abschnitt des Tals zwischen Bingen, Rüdesheim und Koblenz in die Liste des Welterbes aufgenommen, weil es sich um eine gewachsene, organische Kulturlandschaft mit 48 kleinen Städten, ausgedehnten Weinbergterrassen und Burgruinen handelt, die einst eine der wichtigsten Handelsstraßen Europas sicherten. Der Ort ist mit einer jahrhundertealten Geschichte und Legenden verbunden, die im Laufe der Zeit einen starken Einfluss auf Schriftsteller, Künstler und Komponisten ausgeübt haben.

Die Bewirtschaftung und Erhaltung dieser Kulturlandschaft hängt in hohem Maße vom Wohlergehen und der Nachhaltigkeit ihrer Bewohner und Gemeinschaften ab. Die Lösung konzentriert sich auf das Modell der partizipativen Verwaltung und verschiedene Projekte zur Unterstützung lokaler Gemeinschaften und Unternehmen bei der Gestaltung einer positiven, nachhaltigen Region.

Letzte Aktualisierung: 13 Dec 2021
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Kontext
Angesprochene Herausforderungen
Entwicklung der Infrastruktur
Mangelndes Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Entscheidungsträger
Schlechte Regierungsführung und Beteiligung

- Ökologische Herausforderungen: Der Schutz der Naturlandschaft erfordert koordinierte Maßnahmen für eine bessere Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels und damit die Erhaltung der regionalen Vielfalt an landwirtschaftlichen Sorten, Flora und Arten;

- Kulturelle und soziale Herausforderungen: begrenzte Beteiligung und geringes Bewusstsein für den Welterbestatus der Stätte sowie für ihre natürlichen und kulturellen Werte;

- Wirtschaftliche Herausforderungen: Die mögliche Stagnation der Tourismuszahlen und der lokalen Tourismusdienstleistungen stellt eine potenzielle Grenze für die Nachhaltigkeit und die nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung des Gebiets dar; weitere Herausforderungen ergeben sich aus Vorschlägen für den Bau von Infrastrukturen in der Nähe des Welterbes Oberes Mittelrheintal.

Umfang der Durchführung
Lokales
Subnational
Ökosysteme
Agroforstwirtschaft
Obstgarten
Fluss, Bach
Flächendeckende Entwicklung
Gebäude und Einrichtungen
Verbindende Infrastrukturen, Netze und Korridore
Theme
Genetische Vielfalt
Anpassung
Lokale Akteure
Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Normen/Zertifizierung
Welterbe
nachhaltiger Tourismus
Anpassung an den Klimawandel
Standort
Oberes Mittelrheintal, Rhein, Sankt Goarshausen, Rheinland Pfalz 56346, Deutschland
West- und Südeuropa
Prozess
Zusammenfassung des Prozesses

Das Management und die Erhaltung des Welterbes Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal stehen in direktem Zusammenhang mit dem Wohlergehen und der Nachhaltigkeit der lokalen Gemeinschaften und der lokalen Unternehmen. Die für den Schutz der Stätte eingerichtete Verwaltungsstruktur basiert auf der direkten Beteiligung aller betroffenen Gemeinde-, Kreis- und Landesbehörden, die im Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal (BB1) zusammengeschlossen sind.

Auf der Ebene der Stätte unterstützen die Lokale Aktionsgruppe Welterbe Oberes Mittelrheintal, auch LAG genannt (BB2), die Welterbe-Akademie (BB3) und die Welterbe-Gastgeber (BB4) den Schutz dieser einzigartigen Kulturlandschaft, indem sie die nachhaltige Entwicklung und das Wohlergehen der lokalen Gemeinden und Unternehmen fördern und eine tugendhafte, nachhaltige Region formen.

Bauklötze
Verein Welterbe Oberes Mittelrheintal

Seit 2005 ist derZweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal für den Erhalt und das Management des Welterbes Oberes Mittelrheintal zuständig. Ihm gehören Vertreter der 52 Kommunen, der 5 Landkreise und der Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz an. Die Struktur des Vereins gliedert sich in fünf Organe:

- einen Vorstand, der die laufenden Geschäfte für den Verband führt;

- ein Sekretariat, das als Ansprechpartner für alle Kommunen fungiert und sich um die Umsetzung von Plänen und Projekten kümmert;

- ein Beirat, eine interdisziplinäre Expertengruppe, die zu fünf spezifischen Themen berät - Landschaft und Weinbau, Architektur und Stadtentwicklung, Tourismus, Stadt- und Regionalwirtschaft sowie Kunst, Licht und Denkmalschutz;

- zwei ständige Arbeitsgruppen, von denen sich die eine mit der Sicherung, Pflege und Entwicklung der Kulturlandschaft und die andere mit dem Tourismus in Zusammenarbeit mit den Anbietern von touristischen Dienstleistungen befasst.

Der Verein trifft sich zweimal im Jahr, um über die wichtigsten planerischen und operativen Angelegenheiten zu entscheiden, einschließlich des Jahresbudgets, und um sicherzustellen, dass die Handlungsfelder des Vereins mit den bestehenden Welterbe-Richtlinien übereinstimmen.

Ermöglichende Faktoren

Der Verein ist eine freiwillige Vereinigung, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründet wurde. Er arbeitet auf der Grundlage einer gemeinsamen Vereinbarung, in der die Mitglieder des Verbandes und ihre Aufgaben im Verband sowie der operative Rahmen des Verbandes festgelegt sind. Die Gemeinden, die Mitglied des Vereins sind, zahlen einen jährlichen Beitrag von 0,50 € pro Einwohner (mit Ausnahme von Koblenz, das einen Pauschalbetrag von 50.000 € zahlt).

Gelernte Lektion

- Die Struktur eines formellen Vereins ermöglicht eine umfassende Koordinierung zwischen allen an der Verwaltung und Erhaltung des Welterbes Oberes Mittelrheintal beteiligten Akteuren.

- Der Verein bietet eine solide Plattform für die Verbesserung der Verwaltung der Stätte. Die Entscheidungsfindung wird von den Beteiligten weitgehend geteilt, insbesondere in Bezug auf übergreifende Managemententscheidungen wie Finanzzuweisung, Budgetierung und Jahresplanung.

- Ein fester Beitrag aller beteiligten Gemeinden ermöglicht eine bessere mittel- und langfristige Finanzplanung für die täglichen Aktivitäten sowie für spezifische Projekte und Programme.

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Lokale Aktionsgruppe Welterbe Oberes Mittelrheintal

Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Welterbe Oberes Mittelrheintal ist das Steuerungsgremium des LEADER-Projekts. Ihr gehören Mitglieder aus 28 lokalen Organisationen an, die die öffentliche Hand, den wirtschaftlichen und sozialen Sektor sowie die Zivilgesellschaft vertreten.

Die LAG setzt die Lokale Integrierte Ländliche Entwicklungsstrategie (LILE) um, die Ziele für die Förderperiode 2014-2020 vorgibt und Handlungsfelder für die Strategie zu vier Themen formuliert:

  1. Lebenswerte Siedlungen am Mittelrhein;
  2. nachhaltige Tourismus- und Wirtschaftsstrukturen;
  3. Erhalt und nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaft des Gebietes;
  4. Gesellschaft und Kommunen im Welterbegut.

Die Mitglieder der LAG beraten und entscheiden über Projekte, die im Rahmen der Förderaufrufe eingereicht werden, auf der Grundlage ihrer Relevanz für die LILE-Strategie.

Das Interessengebiet der LAG ist dem des UNESCO-Welterbes sehr ähnlich, da es die Verbandsgemeinden Rhein-Nahe, St. Goar-Oberwesel und Loreley sowie Teile der Rhein-Mosel-Gemeinden und Teile der Städte Boppard, Lahnstein, Bingen und Koblenz umfasst.

Die LAG tauscht sich auch mit nationalen und transnationalen Partnerregionen über gemeinsame Kooperationen aus. Derzeit

arbeitet die LAG an der Bewerbung für eine neue Förderperiode 2023 - 2029.

Ermöglichende Faktoren

Die Aktionsgruppen wurden im Zusammenhang mit dem von der EU finanzierten Projekt LEADER (vom französischen Liaison entre actions de développement de l'économie rurale) gegründet, das sich auf die Entwicklung von Modellen und Projekten zur Stärkung der Nachhaltigkeit von Regionen und ihrer lokalen Wirtschaft konzentriert. Die LAG ist für die Umsetzung der LEADER-Aktion in der Region zuständig. Die LAG besteht aus einer Reihe relevanter Mitgliedsorganisationen, die in allen Schlüsselsektoren und Aspekten der lokalen Entwicklung arbeiten und handeln.

Gelernte Lektion
  • Die LEADER-Förderung ist ein wirksames Instrument, um zahlreiche Projekte in der Welterberegion zu initiieren und zu finanzieren, allerdings ist der bürokratische Aufwand für die Beantragung neuer Förderperioden und die Verwaltung der LEADER-Mittel nicht zu unterschätzen.
  • Neben den LEADER-Mitteln verwaltet und betreut die LAG seit einigen Jahren das Bundesförderprogramm "Regionalbudget" und das Landesförderprogramm "Ehrenamltiche Bürgerprojekte". Dadurch kann die LAG eine breite Palette von Projekten unterstützen und fördern.
Akademie des Welterbes

DieWelterbe-Akademie ist ein Fortbildungsangebot, das das Bewusstsein für den unschätzbaren Wert des Welterbes, für andere Werte des Kulturerbes und für das breitere Kulturerbe des Oberen Mittelrheintals schärfen soll. Die Akademie zielt darauf ab, lokales traditionelles Wissen, professionelles und praktisches Fachwissen zu fördern, um Kapazitäten in den lokalen Gemeinden und bei den lokalen Akteuren aufzubauen, die innerhalb und in der Nähe der Welterbestätte leben und arbeiten. Die Akademie organisiert Seminare und Workshops in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern und Fachleuten sowie Experten auf dem Gebiet der Restaurierung und des Kulturerbes. Die behandelten Themen reichen von wichtigen und zentralen Themen wie Tourismus und grüne Energie bis hin zu spezifischen Bau- und Erhaltungstechniken wie dem Bau und der Restaurierung von Trockenmauern.

Die Akademie bietet ein integratives und innovatives Engagement für lokale Interessengruppen und Akteure, um Wissen und Kapazitäten für künftige Herausforderungen aufzubauen.

Ermöglichende Faktoren

Die Welterbe-Akademie wurde im Rahmen des LEADER-Projekts (BB2) ins Leben gerufen, einer von der EU finanzierten Initiative zur Initiierung von Pilotprojekten zur Stärkung der Nachhaltigkeit von Regionen und der lokalen Wirtschaft.

45 % der Kosten für die Umsetzung der Akademie wurden durch das LEADER-Projekt getragen.

Gelernte Lektion

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Start der Welterbe-Akademie verschoben. Wir sind optimistisch, dass wir das Projekt im Jahr 2021 starten können.

Welterbe Gastgeber - zertifizierter Welterbe Gastgeber

Welterbe-Gastgeber sind zertifizierte Qualitätsgastgeber, die Unterkünfte und Dienstleistungen im Welterbe Oberes Mittelrheintal anbieten. Das Programm wurde 2007 vom Verein Welterbe Oberes Mittelrheintal e.V. ins Leben gerufen, um das lokale Tourismusangebot zu verbessern und Qualitätsverluste bei den angebotenen Dienstleistungen zu vermeiden. Heute sind 18 Betriebe als Welterbe-Gastgeber zertifiziert. Sie sind bekannt für ihre hohe Qualität der Unterkünfte und Dienstleistungen. Sie fungieren auch als Botschafter für die Region und verfügen über außergewöhnliche Kenntnisse über die vielen Schlösser, Legenden, Sehenswürdigkeiten und Erlebnismöglichkeiten in der Region sowie über die lokalen Produkte, darunter Wein und Kirschen.

Die Zertifizierung wird an Unternehmen vergeben, die eine Schlüsselrolle bei der Förderung des Welterbegebiets im weiteren Sinne spielen, und zwar auf der Grundlage von vier Kriterien: Qualität der Information und Kommunikation über den Wert des Welterbes, aktive Beteiligung an lokalen Netzwerken, Qualität der angebotenen Produkte und Dienstleistungen sowie Relevanz in Bezug auf den Welterbestatus.

Um das Zertifikat zu erhalten, müssen die lokalen Gastgewerbebetriebe durch ein nationales Qualitätsverfahren (Servicequalität Deutschland) zertifiziert und/oder nach den DEHOGA-Standards (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) eingestuft sein.

Ermöglichende Faktoren

Die Bewerbung um das Zertifikat wird vom Verein Welterbe Oberes Mittelrheintal betreut und die Kriterien für die Vergabe des Zertifikats wurden von der Arbeitsgruppe Tourismus des Vereins zusammen mit dem Europäischen Institut für Tourismus/Europäisches Tourismus Institut GmbH (ETI) in Trier entwickelt.

Gelernte Lektion
  • Die Word Heritage Host-Zertifizierung hat dazu beigetragen, ein größeres Bewusstsein für die Qualität von Dienstleistungen und Kundenerfahrungen zu schaffen.
  • Das Projekt hat konkurrierende Unternehmen zusammengebracht und es ihnen ermöglicht, voneinander zu lernen. Dadurch haben die Betriebe vom Austausch profitiert und ihre Leistungen verbessert.
  • Der Verein Welterbe Oberer Mittelrhein ist keine touristische Marketingorganisation. Daher gibt es Einschränkungen bei der Vermarktung der Welterbe-Gastgeber.
Ressourcen
Auswirkungen
  • Umwelt: Die Lösung trägt zur Erhaltung der lokalen biologischen Vielfalt bei, indem sie die für die Region typischen landwirtschaftlichen Erzeugnisse wie Wein- und Obstbau (z. B. Kirschen) fördert;
  • Kulturell und sozial: Stärkung partizipatorischer Ansätze durch die Einrichtung thematischer Arbeitsgruppen und Netzwerke, die sich mit verschiedenen Aspekten des Managements, der Erhaltung und der lokalen nachhaltigen Entwicklung befassen; Aufbau lokaler Kapazitäten im Bereich des traditionellen Wissens (z. B. Trockenmauern, Kirschenkulturen) und neuer Technologien (erneuerbare Energien); Sensibilisierung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene für die Werte der Region und den Status des Welterbes.
  • Wirtschaftlich: Stärkung der lokalen Tourismusindustrie durch die Einführung einer Qualitätszertifizierung für lokale Gastgewerbebetriebe, die qualitativ hochwertige Dienstleistungen anbieten, und Sensibilisierung für die Werte des Welterbes Oberes Mittelrheintal und seinen außergewöhnlichen universellen Wert; Förderung von Qualitätserlebnissen und -produkten aus der Region; Stärkung der lokalen Wirtschaftskapazitäten und -sektoren durch Forschung und Bereitstellung von Entwicklungsmitteln.
Begünstigte

Die Hauptnutznießer dieser Lösung sind lokale Gemeinden und Geschäftsinhaber, die in der Region des Oberen Mittelrheintals leben oder ansässig sind. Die Lösung bietet auch Vorteile für die Besucher der Kulturerbestätte.

Ziele für nachhaltige Entwicklung
SDG 9 - Industrie, Innovation und Infrastruktur
SDG 11 - Nachhaltige Städte und Gemeinden
SDG 12 - Verantwortungsvoller Konsum und Produktion
SDG 13 - Klimapolitik
Geschichte
Jürgen Johann
Kirschenmarkt in Salzig
Jürgen Johann

"Mittelrheinische Kirschen"

Das Obere Mittelrheintal blickt auf eine sehr lange Kirschen-Tradition zurück. Bereits im Jahr 60 n. Chr. berichteten die Römer über den Anbau von Kirschen und in den folgenden Jahrhunderten wurde der Anbau kontinuierlich intensiviert. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Mittelrheinkirschen ein echter Exportschlager. Die Kirschenregion blühte mit mehr als 370.000 Kirschbäumen. Oft waren es einzigartige Sorten, die nur in der Region angebaut wurden. Die kleinen, runden Früchte beeinflussten ganze Generationen und der Anbau prägte die Landschaft des Oberen Mittelrheintals.

Doch seit den 1960er Jahren ist der Kirschenanbau rapide zurückgegangen. Die Konkurrenz durch Importkirschen wuchs und der Markt verlangte große Mengen in gleichbleibender Qualität. Einheitlichkeit vor Vielfalt. Einheitsgeschmack statt Geschmacksexplosion. Heute gibt es im Oberen Mittelrheintal nur noch eine Handvoll Obstbauern und die einzigartigen Kirschensorten sind vom Aussterben bedroht.

Die vom Verein Welterbe Oberer Mittelrhein koordinierte Initiative "Mittelrheinkirschen" bringt engagierte Kirschenliebhaber und Erzeuger aus der Region zusammen, um die Kirschvielfalt in der Region zu erhalten. Durch die Herstellung und den Verkauf hochwertiger Produkte mit Mittelrheinkirschen kann die saisonale Frucht ganzjährig angeboten werden. Außerdem werden alte und seltene Sorten vor dem Aussterben bewahrt, was letztlich auch zur Erhaltung der schönen Landschaft beiträgt.

Mitwirkende kontaktieren
Andere Mitwirkende
Maximilian Siech
Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal
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