Hochwassermanagement und ökologische Verbesserung - Die Schaffung des Phoenix-Sees

Vollständige Lösung
Blick auf die renaturierte Emscher mit ihrer neuen Aue, die den Phoenix-See umgeht
Source: Gabi Lyko, EGLV
Aufgrund von Bergbau und Industrie waren die Bäche im dicht besiedelten Einzugsgebiet der Emscher einst offene Abwasserkanäle. Bis 2001 beherrschte ein Stahlproduktionsunternehmen die Landschaft und zwang den Bach, in einem unterirdischen Kanal zu fließen. Nach der Stilllegung des Industriegebiets wurde das Werk abgerissen und - nach vielen Diskussionen - zu einem Mehrzwecksee ausgebaut. Durch groß angelegte Renaturierungsmaßnahmen wurden der Bach und ein Großteil des Einzugsgebiets wieder in einen natürlichen Zustand versetzt, darunter auch der ökologische Hotspot Phoenix-See.
Letzte Aktualisierung: 09 Mar 2021
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Kontext
Angesprochene Herausforderungen
Unregelmäßige Niederschläge
Extreme Hitze
Überschwemmungen
Steigende Temperaturen
Verlust der biologischen Vielfalt
Nutzungskonflikte / kumulative Auswirkungen
Verlust von Ökosystemen
Ineffiziente Verwaltung der Finanzmittel
Mangel an alternativen Einkommensmöglichkeiten
Mangelndes Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Entscheidungsträger
Arbeitslosigkeit/Armut
Die erste Herausforderung bestand darin, eine Entscheidung über die künftige Nutzung des verlassenen ehemaligen Industriegeländes zu treffen und die Finanzierung für die Umsetzung der Lösung sicherzustellen. Um die Machbarkeit und die damit verbundenen Risiken zu bewerten, war eine lange Planungsphase erforderlich. Da die Lösung mehrere Ziele verfolgte, mussten Kompromisse eingegangen werden, z. B. zwischen ökologischen Zielen (z. B. Größe des Sees und der Naturgebiete) und wirtschaftlichen Prioritäten (z. B. Bereitstellung des Geländes für die Immobilienentwicklung).
Umfang der Durchführung
Lokales
Ökosysteme
Pool, See, Teich
Fluss, Bach
Flächendeckende Entwicklung
Gebäude und Einrichtungen
Verbindende Infrastrukturen, Netze und Korridore
Grünflächen (Parks, Gärten, städtische Wälder)
Städtische Feuchtgebiete
Theme
Lebensraumfragmentierung und -verschlechterung
Anpassung
Wiederherstellung
Nachhaltige Finanzierung
Gesundheit und menschliches Wohlergehen
Lokale Akteure
Hochwasserschutz
Stadtplanung
Standort
Dortmund, Deutschland
West- und Südeuropa
Prozess
Zusammenfassung des Prozesses
Die erfolgreiche Durchführung des Projekts erforderte die Entwicklung eines soliden Rahmens (Baustein 3), der verschiedene Interessen, Ambitionen und Herausforderungen synergetisch miteinander verbindet, um die vielfältigen Probleme und Ziele des Restaurierungsprojekts anzugehen (Baustein 1). Die Vielzahl der Interessen, die durch das Projekt angesprochen wurden, und die Vorteile, die sich daraus ergaben, ermöglichten es, ausreichende Mittel für die Planungs- und Durchführungsaktivitäten zu sichern (Baustein 2).
Bauklötze
Synergieeffekte bei der Lösung unterschiedlicher Probleme und Ziele
Um eine EbA-Lösung z.B. für die Entwicklung eines Gebiets zu finden, an dem mehrere Akteure ein Interesse haben, ist es wichtig, verschiedene Interessen, Ambitionen, Herausforderungen und Ziele synergetisch zu kombinieren.
Ermöglichende Faktoren
Ein entscheidender Faktor für die Verwirklichung des Phoenix-Sees war die erfolgreiche Verknüpfung verschiedener Probleme (Hochwasserrisiken, Industriebrache) und Ziele (Hochwasserrückhalt, Flussrenaturierung, Steigerung der Attraktivität der Stadt usw.), um die Unterstützung einer Reihe von Akteuren zu gewinnen. Zu diesem Zweck wurde der See als Hotspot für die biologische Vielfalt, als Hochwasserrückhaltebecken und als Erholungsgebiet konzipiert. Vor allem aber wurde die Attraktivität der Stadt durch die Verjüngung eines unterprivilegierten Stadtteils erhöht.
Gelernte Lektion
Um mehrere Ziele zu erreichen, mussten Kompromisse geschlossen werden, z. B. zwischen ökologischen Zielen (d. h. der Größe des Sees und der Naturgebiete) und wirtschaftlichen Prioritäten (d. h. der Verfügbarkeit von Land für die Immobilienentwicklung). Dank des gemeinsamen Willens zum Erfolg und einer Reihe von Gruppen- und bilateralen Treffen zwischen den wichtigsten Interessengruppen konnten diese Kompromisse erreicht werden. Die Befragten betonten auch, dass die guten Beziehungen zwischen den Akteuren und der Glaube an das Projekt dazu beitrugen, Lösungen zu finden, ebenso wie sie dazu beitrugen, Diskussionen über anstehende zusätzliche Kosten und Risiken beizulegen. Die (historische) Rolle und Stellung des Wasserwirtschaftsamtes als Vermittler war in diesem Zusammenhang wichtig. Die Realisierung des Phoenix-Sees wurde zudem durch ein günstiges Timing begünstigt, da der Emscher-Umbau mit der Aufgabe der Brachfläche zusammenfiel. Die Verpflichtungen und Umweltziele, die sich aus der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie ergeben, können ebenfalls als ein wichtiger fördernder Faktor angesehen werden.
Sicherstellung ausreichender Mittel für eine Mehrzweck-EBA-Lösung
Da diese Lösung verschiedenen Zielen dient und mehrere Ziele erfüllt, war es möglich, genügend Mittel von verschiedenen Parteien, Bereichen und Geldgebern zu erhalten, um die gesamte Durchführung des Projekts abzudecken. Im Falle der Schaffung des Phoenix-Sees waren dies Mittel für die Wasserwirtschaft vom Wasserverband, Mittel für die Ökologie aus dem ökologischen Förderprogramm des Landes, Mittel für die Stadtentwicklung von usw. Das Wasserwirtschaftsamt stellte zum Beispiel den Betrag zur Verfügung, der bereits für den Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens vorgesehen war. Dieses Becken wurde nicht mehr benötigt, da die Seenlösung bereits die erforderliche Hochwasserrückhaltefunktion erfüllte. Einige zusätzliche potenzielle Finanzierungsquellen wurden letztlich gar nicht genutzt, weil dies die Vermarktung der Grundstücke verlangsamt und das Projekt an bestimmte Auflagen gebunden hätte, die von den Entscheidungsträgern nicht gewünscht wurden.
Ermöglichende Faktoren
Da die Lösung verschiedenen Zielen dient, konnte die Finanzierung durch eine Reihe von Parteien, Sektoren und Quellen gesichert werden. Die Vermarktung von Immobilien entlang des neuen Seeufers war ein finanzieller Aspekt, der von Anfang an berücksichtigt wurde, um die Projektumsetzung finanziell teilweise selbsttragend zu machen. Das Projektkonsortium achtete sehr auf das Timing, z. B. hinsichtlich der Fristen der verschiedenen Förderprogramme.
Gelernte Lektion
Die Ermittlung der verschiedenen Vorteile einer Lösung ist ein wichtiger Schritt im Planungsprozess, da sie die verschiedenen Sektoren und Interessengruppen aufzeigt, die potenziell an der Lösung beteiligt sein und von ihr profitieren können. Wenn die Aufmerksamkeit auf die potenziellen Vorteile gelenkt wird und dies mit einer soliden wissenschaftlichen Grundlage untermauert wird, mit der diese Parteien angesprochen werden können, kann die erfolgreiche Beschaffung von Mitteln aus einer Reihe von Quellen erleichtert werden. Innovative Finanzierungsansätze können auch "selbsttragend" sein und im Laufe des Projekts Mittel zur Finanzierung einiger der vorgesehenen Aktivitäten generieren.
Den Rahmen für erfolgreiche Restaurierungsmaßnahmen setzen
Der Umsetzungsprozess begann mit der Gründung der PHOENIX-See Entwicklungsgesellschaft (EG ) - als Tochtergesellschaft der Stadtwerke - zur Steuerung dieses Großprojektes. Es wurde ein externer Projektleiter eingestellt und fachkundige Ingenieurbüros beauftragt. Die EG war an allen Themen der Wasserwirtschaft der Emscher und des Pheonix-Sees beteiligt. Von staatlicher Seite war eine Vielzahl von Behörden in den Prozess eingebunden. Die Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgte durch formelle und informelle Treffen und Diskussionen. Von Bedeutung waren auch die 2001 eingeleiteten Machbarkeits- und Bewertungsstudien, um den Entwurf der Lösung zu verbessern und die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass die damit verbundenen Risiken akzeptabel waren. Der Plan wurde schließlich 2005 genehmigt, und 2006 wurde mit den Grabungsarbeiten begonnen. Ein Jahr später wurde der neue Abwasserkanal fertiggestellt und 2009 begann die renaturierte Emscher in ihrem neuen Bett zu fließen. Im Jahr 2010 wurde der See schließlich geflutet und 2011 offiziell eröffnet. In dieser Zeit begann der Bau von Häusern entlang des Sees und 2013 "übergab" die Entwicklungsgesellschaft den See zurück an die Stadt Dortmund.
Ermöglichende Faktoren
Es gab einige Zielkonflikte, die gelöst werden mussten, um mit den Restaurierungsarbeiten beginnen zu können, darunter auch ein Flächenkonflikt. Es musste ein Kompromiss zwischen ökologischen (Größe des Sees) und ökonomischen (Größe der Grundstücksfläche) Anforderungen gefunden werden. Die guten Beziehungen, der Enthusiasmus und die Überzeugung der Projektbeteiligten trugen dazu bei, dass eine Einigung über diesen Interessenkonflikt und über die anstehenden zusätzlichen Kosten und Risiken erzielt werden konnte.
Gelernte Lektion
Es war wichtig, Machbarkeits- und Bewertungsstudien durchzuführen, um den Entwurf der Lösung zu verbessern und die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass die damit verbundenen Risiken akzeptabel waren. Da riesige Mengen an Boden bewegt werden mussten, was sehr energieaufwendig und teuer ist, war ein gutes Bodenmanagement sehr wichtig. Ein großer Teil des Bodens konnte auf der Baustelle verbleiben, um die Böschungsbereiche und die Terrassen für die Häuser zu modellieren.
Auswirkungen
Der Phoenix-See dient als Hochwasserrückhaltebecken, als Hotspot für die biologische Vielfalt und als Ort für Naherholung, Wassersport und Sport am Seeufer. Darüber hinaus hat seine Existenz das Gebiet und damit die Stadt als Ganzes für Menschen und Unternehmen attraktiver gemacht.
Begünstigte
Die Einwohner profitierten von einem neuen Erholungsgebiet, dem Hochwasserschutz und einem höheren Freizeitwert. Auch die biologische Vielfalt profitierte von dem neuen städtischen Ökosystem, ebenso wie der Wasserverband von der Schaffung eines neuen Hochwasserrückhaltebeckens.
Ziele für nachhaltige Entwicklung
SDG 1 - Keine Armut
SDG 3 - Gute Gesundheit und Wohlbefinden
SDG 8 - Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
SDG 9 - Industrie, Innovation und Infrastruktur
SDG 11 - Nachhaltige Städte und Gemeinden
SDG 13 - Klimapolitik
SDG 14 - Leben unter Wasser
SDG 15 - Leben an Land
Geschichte
Hans Blossey, Emschergenossenschaft
Luftaufnahme des Phoenix-Sees, umgeben von Wohngebieten und noch zu bauenden neuen Immobilien entlang des Seeufers
Hans Blossey, Emschergenossenschaft

Bis 2001 befand sich an der Stelle, an der sich heute der Phoenix-See befindet, ein Stahlwerk, das von der Emscher durchflossen wurde. In den 1990er Jahren lief das Stahlwerk aus und es wurde überlegt, wie man das Gebiet entwickeln könnte. Im Jahr 2001 wurde das Werk stillgelegt und zurückgebaut. Die Stadt Dortmund kaufte das Gelände, das bis dahin im Besitz des Bergbauunternehmens war. In der Diskussion um die künftige Nutzung wurde die Idee, es in einen See zu verwandeln, vorgeschlagen - und zunächst nur belächelt! Doch einige engagierte Personen setzten sich für diese Idee ein und konnten das Projekt vorantreiben und eine Machbarkeitsstudie und öffentliche Diskussionen anregen. Die Idee eines Mehrzwecksees, der von neuen Grundstücken umgeben ist, erwies sich schließlich als realisierbar: Er könnte als Hotspot für die biologische Vielfalt, als Hochwasserrückhaltebecken und als Naherholungsgebiet dienen und gleichzeitig die Attraktivität der Stadt für Menschen und Unternehmen steigern. Diese Kombination aus verschiedenen Problemen (Hochwasserrisiken; Industriebrache) und Zielen (Hochwasserrückhalt; Emscherumbau; Attraktivität der Stadt usw.) diente mehreren Interessen und war ein entscheidender Erfolgsfaktor. Für das Management dieses Großprojekts wurde die PHOENIX-See Entwicklungsgesellschaft gegründet, während der Wasserverband in alle wasserwirtschaftlichen Themen eingebunden wurde. In dieser Koalition arbeiteten verschiedene Parteien mit unterschiedlichen Problemwahrnehmungen, Lösungsansätzen und Ressourcen zusammen, wobei die Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen klar verteilt waren. Auf staatlicher Seite war eine große Anzahl von Behörden an dem Prozess beteiligt. Die Öffentlichkeit wurde durch formelle und informelle Treffen und Diskussionen einbezogen. Weitere Machbarkeits- und Bewertungsstudien wurden durchgeführt, um die Lösung zu verbessern und die Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass die Risiken akzeptabel waren. Nach einer langen Planungsphase wurde 2006 mit den Aushubarbeiten begonnen. Im Jahr 2010 wurde der See geflutet und im Jahr 2011 offiziell eröffnet. In dieser Zeit wurde auch mit dem Bau von Häusern entlang des Sees begonnen. Im Jahr 2013 "übergab" die Entwicklungsgesellschaft den See an die Stadt Dortmund zurück. Da das Projekt verschiedenen Zielen diente, konnte die Finanzierung von mehreren Seiten und Bereichen organisiert werden, z.B. stellte die Emschergenossenschaft den Betrag zur Verfügung, der bereits für den Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens veranschlagt war. Die Vermarktung der Grundstücke war ein weiterer finanzieller Aspekt, der von Anfang an berücksichtigt wurde, um das Projekt teilweise selbsttragend zu machen.

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