Ernährungssouveränität durch Gemeinschaftsgärten in São Paulo/SP
Die Nichtregierungsorganisation Städte ohne Hunger legt in der sozioökonomisch benachteiligten Ostzone (Zona Leste) der Stadt São Paulo auf ungenutzten städtischen Flächen Gemeinschaftsgärten an, um Arbeitsplätze und Einkommen zu schaffen und die Ernährungssouveränität zu stärken.
Städte ohne Hunger zielt darauf ab, den räumlich und wirtschaftlich eingeschränkten Zugang der Anwohner zu hochwertigen Frischprodukten zu verbessern (hohe Arbeitslosigkeit, geringe Dichte von Bauernmärkten oder Supermärkten, geringe Mobilität).
Die NRO bietet Menschen, die schlechte Chancen auf dem regulären Arbeitsmarkt haben, eine landwirtschaftliche Ausbildung als Gemeinschaftsgärtner an. Seit 2004 hat die NRO 25 Gemeinschaftsgärten mit rund 115 Anwohnern angelegt, die damit begonnen haben, ihren Lebensunterhalt als Gemeinschaftsgärtner zu verdienen. Nach einem Jahr sind die Gärtner in der Lage, ihre Parzellen selbständig zu bewirtschaften und ihre Erzeugnisse direkt an die Menschen in der Nachbarschaft zu verkaufen. Zusammen mit den Familien der Gärtner profitieren rund 650 Menschen von dem Projekt, da ihr Lebensunterhalt gesichert ist.
Kontext
Angesprochene Herausforderungen
Die Stadt São Paulo ist wirtschaftlich und sozial gespalten. Die Ostzone sticht im städtischen Kontext als düstere Ausbreitung von Armut und Gewalt hervor. Schlechte soziale Bedingungen, eine schlechte Mobilitätsinfrastruktur und eine geringe Wirtschaftstätigkeit sorgen dafür, dass sie vom Rest der Metropole abgeschnitten ist. Etwa 3,3 Millionen Menschen (33 % der Stadtbevölkerung) leben hier. Das ungebremste Wachstum der Zersiedelung hat ungenutztes städtisches Land hinterlassen, das später oft als Müllhalde missbraucht wird. Das Einkommensniveau ist niedrig. Mehr als 90 % der Einwohner verdienen weniger als 1530 R$ (470 US $), und 11 % bis 35 % weniger als 255 R$ (80 US $) pro Monat (Censo 2010). Oft sind es einheimische Migranten aus dem Nordosten Brasiliens, die auf der Suche nach Arbeit und Einkommensmöglichkeiten in der Stadt sind und aufgrund ihres Alters, ihres schlechten Gesundheitszustands oder des Mangels an formal anerkannter Bildung in dieser Gegend leben und Gelegenheitsjobs verrichten. Unterernährung und ein schlechter physischer und wirtschaftlicher Zugang zu frischem Obst und Gemüse haben negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Bürger, insbesondere auf die Entwicklung von Kindern.
Standort
Prozess
Zusammenfassung des Prozesses
Das Gesetz über urbane Landwirtschaft für die Stadt São Paulo setzt den rechtlichen Rahmen, innerhalb dessen urbane Landwirtschaft tatsächlich offiziell ermöglicht wird (BB 1).
Die Gründung von "Städte ohne Hunger" als vor Ort tätige NGO in der Ostzone São Paulos schließt eine Lücke zwischen Stadtverwaltung und Anwohnern (BB 2).
Die Sichtbarkeit der Gemeinschaftsgärten, die Kommunikation unter den Bewohnern und über die Medien sowie die Beratung durch "Städte ohne Hunger" führen zur Nachahmung: Die Menschen sehen und verstehen die Veränderung, die im städtischen Umfeld möglich ist (BB 3).
Leerstehende städtische Grundstücke und Landnutzungsverträge für diese Flächen sind die Voraussetzung für die Umsetzung eines Gemeinschaftsgartens (BB 4).
Die Gemeinschaftsgärten werden durch Spenden finanziert und sind nach einer einjährigen Umsetzungsphase selbsttragend (BB 5).
Landwirtschaftliche Ausbildungskurse für die Projektteilnehmer sowie mögliche landwirtschaftliche Vorkenntnisse auf deren Seite erleichtern die Umsetzung eines Gemeinschaftsgartens (BB 6).
Bauklötze
Gesetz über städtische Landwirtschaft für die Stadt São Paulo
STADT OHNE HUNGER trug 2004 zur Verabschiedung eines Gesetzes über die städtische Landwirtschaft in São Paulo bei (Lei 13.727, de 12 de Janeiro de 2004). Mit diesem Gesetz wurde der institutionelle und rechtliche Rahmen für die städtische Landwirtschaft in São Paulo geschaffen.
Ermöglichende Faktoren
Hans Dieter Temp, Gründer von STADT OHNE HUNGER, setzte sich für die Umsetzung dieses Gesetzes ein und reiste u. a. nach Brasília, um sein Anliegen zu unterstützen.
Gelernte Lektion
Die wichtigste Lektion, die wir hier gelernt haben, ist, dass eine gut funktionierende und transparente kommunikative Verbindung mit den staatlichen Institutionen entscheidend ist, um weitreichende Ziele der Stadtplanung zu erreichen. Die Notwendigkeit von Projekten der städtischen Landwirtschaft wurde von den Bürgern auf lokaler Ebene erkannt, während die Stadtverwaltung solche Maßnahmen nicht von sich aus durchgeführt hat.
Überwindung der Kluft zwischen Stadtverwaltung und Einwohnern
Bevor er "Städte ohne Hunger" gründete, arbeitete Hans Dieter Temp als Projektkoordinator in der öffentlichen Verwaltung der Stadt São Paulo und unterstützte den Aufbau des Secretaria de Relações Internacionais da Prefeitura de São Paulo, des Sekretariats für internationale Beziehungen der Stadtverwaltung. Er stellte fest, dass der Aufwand für die Verwaltungsaufgaben wenig dazu beitragen konnte, die tatsächlichen Probleme der Menschen in den
Diese Lücke wollte er schließen und als Koordinator vor Ort präsent sein, um das lokale Netzwerk zu unterstützen. Im Dezember 2003 kündigte er seinen Job bei der Stadtverwaltung und begann den Gründungsprozess von Städte ohne Hunger.
Ermöglichende Faktoren
- Vor-Ort-Erfahrung in der sozioökonomisch benachteiligten Ostzone der Stadt
- persönlicher Kontakt zu den Bewohnern der Ostzone
- Erfahrungen in der Stadtregierung und -verwaltung, die es ermöglichen, eine Kluft zwischen der Verwaltungsebene und der lokalen Ebene des täglichen Lebens der Einwohner zu erkennen
Gelernte Lektion
- Um die Wirksamkeit von Verwaltungs- und Regierungsmaßnahmen zu gewährleisten, ist eine enge Verbindung zu den Menschen vor Ort entscheidend.
- Persönliche Beziehungen zu den Menschen, deren Situation durch Verwaltungs- und Regierungsmaßnahmen verbessert werden soll, können sehr hilfreich sein, um die tatsächlichen Bedürfnisse und Ansatzpunkte für Maßnahmen zu ermitteln.
Sichtbarkeit, Kommunikation und Anleitung führen zur Nachahmung
Der erste Gemeinschaftsgarten wurde von Herrn Temp und seinem Bruder in Eigeninitiative auf einem unbebauten städtischen Grundstück vor dem Haus von Herrn Temp in der Ostzone von São Paulo angelegt.
Beide haben Erfahrung im ökologischen Landbau: Sein Bruder bewirtschaftet den Hof ihres Urgroßvaters in Agudo im Süden Brasiliens, und Temp hat nach seinem Studium der Betriebswirtschaft in Rio de Janeiro (1985-88) einen zweijährigen Kurs in ökologischer Landwirtschaft auf einem Bauernhof in Tübingen, Deutschland (1993-95), absolviert.
Als die Nachbarn sahen, dass dort ein Garten angelegt wurde, wurden sie auf diese alternative Landnutzung aufmerksam und interessierten sich dafür. Eine Gruppe von Menschen fand sich zusammen, um zu helfen und die Umsetzung der Gärten zu wiederholen. Temp leitete sie an.
Heute, nachdem er 25 Gemeinschaftsgärten angelegt hat, ist er der Ansicht, dass die Beratung für den Erfolg der Gärten entscheidend ist. Außerdem muss diese Beratung kontinuierlich und intensiv sein, vor allem im ersten Jahr der Umsetzung eines Gartens. Danach sind die Gemeinschaftsgärtner in der Lage, ihren Garten selbstständig zu bewirtschaften, aber es ist wichtig, dass Städte ohne Hunger als Ansprechpartner zur Verfügung steht und bei Bedarf größere Maschinen ausleihen kann.
Ermöglichende Faktoren
- Anleitung für die Anlage von Gärten: praktische Kenntnisse und Erfahrungen im ökologischen Landbau
- Sichtbarkeit des Gartens in der Nachbarschaft
- Mund-zu-Mund-Kommunikation zwischen Nachbarn, um die Möglichkeit, Gemeinschaftsgärten anzulegen, bekannt zu machen
Gelernte Lektion
- interessierte Nachbarn brauchen kontinuierliche Anleitung vor Ort für die Umsetzung von Gärten
- Die Sichtbarkeit der Gärten ist entscheidend, damit die Menschen verstehen, dass alternative Landnutzungen möglich sind, und der Wunsch geweckt wird, diese nachzuahmen.
- Gärten werden erfolgreich auf Eigeninitiative der Bewohner und nicht durch Top-Down-Ansätze umgesetzt.
Leerstehende städtische Grundstücke und Landnutzungsverträge
Leerstehendes städtisches Land ist ein wesentlicher Baustein für die Einrichtung eines Gemeinschaftsgartens. Die Zersiedelung der Landschaft bietet Flächen, auf denen solche Gärten angelegt werden können. Dazu gehören Flächen unter Stromleitungen, in der Nähe von Ölpipelines, stadteigene Flächen oder private Grundstücke.
Städte ohne Hunger schließt mit den Grundstückseigentümern Verträge über die Nutzung der jeweiligen Fläche ab. Das Land wird der NRO kostenlos zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug können die Grundstückseigentümer sicher sein, dass ihr Land als Gemeinschaftsgarten genutzt wird, wodurch der Missbrauch von Flächen als Müllhalden vermieden und die mutwillige Beschädigung von Infrastrukturen wie Stromleitungen oder Ölpipelines verhindert wird. Auf solchen Flächen sind andere Nutzungen wie z. B. der Wohnungsbau verboten. Auf diese Weise kommt es nicht zu Konflikten bei der Landnutzung.
Zu den Landnutzungs-Vertragspartnern gehören z. B. der Energieversorger Petrobras, Transpetro oder Eletropaulo.
Mit einer wachsenden Zahl von Gemeinschaftsgärten und einer starken Medienpräsenz in São Paulo und darüber hinaus hat sich "Städte ohne Hunger" den Ruf einer NGO erworben, mit der private und öffentliche Landbesitzer zusammenarbeiten wollen. Daher ist es in der Regel unproblematisch, Zugang zu neuen Flächen zu erhalten.
Ermöglichende Faktoren
- ungenutzte städtische Grundstücke
- Grundstückseigentümer, die bereit sind, einen Landnutzungsvertrag mit "Städte ohne Hunger" zu unterzeichnen
- Vertrauen in "Städte ohne Hunger": guter Ruf als verlässlicher Partner durch starke Medienpräsenz und Mundpropaganda sowohl in Bürgerkreisen als auch im unternehmerischen und öffentlichen Bereich
Gelernte Lektion
- Aufgrund der Bodenverunreinigung können nicht alle Flächen in der Stadt für den Pflanzenanbau genutzt werden. Daher müssen vor dem Anlegen eines Gartens Bodenproben entnommen und in einem Labor untersucht werden. Auf Böden, die den Anforderungen nicht genügen, werden keine Gärten angelegt.
- Die Öffentlichkeitsarbeit mit den Medien, vor allem Fernsehen und Zeitungen, ist wichtig: Sie trug und trägt immer noch zum guten Ruf der NRO bei.
Finanzierung der Gemeinschaftsgärten
Die Anlage eines Gemeinschaftsgartens von etwa 6000 Quadratmetern kostet rund 33 000 USD. Darin enthalten sind Arbeitsgeräte (z. B. Spaten und Hacken), Bewässerungssystem und Sonnenschutz, Maßnahmen zur Bodenverbesserung wie organischer Dünger und Humus, Bauholz für den Komposthaufen und die Pflanzbeete, Pflanzen, Saatgut, Benzin für die Lieferung von Materialien und Maschinen sowie Personalkosten für zwei Agraringenieure, die den Bewohnern bei der Anlage des Gartens helfen. Die Kosten variieren je nach Größe des Gartens.
Die Umsetzung der Gemeinschaftsgärten wird durch Spenden von privaten und öffentlichen Personen und Stiftungen finanziert. Im Jahr 2015 wurde in Berlin ein deutscher Zweigverein gegründet (Städte Ohne Hunger Deutschland e. V.) mit dem Ziel, die Arbeit von Städte Ohne Hunger in Brasilien finanziell zu unterstützen und Öffentlichkeitsarbeit im Ausland zu betreiben, insbesondere in Deutschland, aber zunehmend auch auf internationaler Ebene.
Nach einem Jahr sind die Gemeinschaftsgärten selbsttragend. Die Gärtner verdienen ihr Einkommen mit dem Verkauf ihrer Produkte. Städte ohne Hunger leistet weiterhin technische Unterstützung und leiht bei Bedarf größere Maschinen wie Traktoren aus. Die NRO unterstützt auch netzwerkbildende Maßnahmen, um die Gärten in die Wirtschaft São Paulos zu integrieren, z. B. durch Lieferpartnerschaften mit Restaurants.
Ermöglichende Faktoren
- Städte ohne Hunger ist auf Spenden angewiesen, um die Einrichtung von Gemeinschaftsgärten zu finanzieren.
- Nach einem Jahr sind die Gärten selbsttragend und die Gärtner verdienen ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf ihrer Erzeugnisse.
- Die NRO bietet auch nach der einjährigen Umsetzungsphase technische Unterstützung und fördert die sozioökonomische Integration der Gartenprojekte.
Gelernte Lektion
- Die Finanzierung der Umsetzung der Gartenprojekte durch Spenden ist keine Garantie für Planungssicherheit. Wenn dieser Baustein repliziert werden soll, muss darauf geachtet werden, verlässliche Finanzierungsquellen zu finden.
- Auch wenn die Gemeinschaftsgärtnerinnen und -gärtner ihre Gärten nach einem Jahr selbstständig bewirtschaften, werden technische Unterstützung und Maschinen über Städte ohne Hunger unter ihnen geteilt. In diesem Zusammenhang spielt die NRO eine wichtige Rolle als Projektkoordinator.
Landwirtschaftliche Ausbildungskurse und Vorkenntnisse in der Landwirtschaft
Bei der Einrichtung eines neuen Gemeinschaftsgartens bietet "Städte ohne Hunger" landwirtschaftliche Ausbildungskurse für Menschen an, die daran interessiert sind, Gemeinschaftsgärtner zu werden. Die für die Projekte ausgewählten Personen sind häufig einheimische Migranten, die auf der Suche nach Arbeit aus ländlichen Regionen in die Stadt gekommen sind, aber aufgrund ihres Alters oder ihrer Ausbildung kaum Chancen auf dem regulären Arbeitsmarkt haben. Sie verfügen häufig über praktische Erfahrungen in der Landwirtschaft, was ihnen die Tätigkeit als Gemeinschaftsgärtner erleichtert. Ihr Wissen wird durch die Agraringenieure von Städte ohne Hunger ergänzt, die die Menschen für die Leitung städtischer Gemeinschaftsgärten ausbilden.
Ermöglichende Faktoren
- Zum Team von "Städte ohne Hunger" gehören auch Agraringenieure, die die Umsetzung von Gemeinschaftsgärten unterstützen und den Projektteilnehmern landwirtschaftliche Schulungen anbieten.
- Die Projektteilnehmer haben oft einen landwirtschaftlichen Hintergrund und arbeiten daher in einem vertrauten Bereich als Gärtner.
Gelernte Lektion
- Es ist von entscheidender Bedeutung, den Menschen, die zu Gemeinschaftsgärtnern werden sollen, fachliche Anleitung zu geben, da sich der städtische Bereich in vielerlei Hinsicht vom ländlichen unterscheidet (z. B. dürfen die Pflanzenwurzeln in einigen Gebieten aufgrund vergrabener Rohre oder Kabel eine bestimmte Länge nicht überschreiten, der städtische Boden muss geprüft und verbessert werden, Bewässerungssysteme müssen an die städtische Infrastruktur angeschlossen werden usw.).
- Landwirtschaftliche Vorkenntnisse der Projektteilnehmer erleichtern ihnen die Arbeit als Gemeinschaftsgärtner und tragen zu Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl bei.
- Obwohl landwirtschaftliche Vorkenntnisse von Vorteil sind, sind sie nicht unbedingt eine Voraussetzung für die Teilnahme an den Gemeinschaftsgärten des Projekts. Die landwirtschaftlichen Ausbildungskurse bieten reichlich praktische Lernmöglichkeiten und Unterstützung.
Auswirkungen
Seit 2004 hat Städte ohne Hunger 25 Gemeinschaftsgärten in der Ostzone von São Paulo angelegt. Die Gärten werden von einem Kollektiv von 115 Gemeinschaftsgärtnern bewirtschaftet und tragen direkt zum Lebensunterhalt von rund 650 marginalisierten Menschen bei, darunter auch Mütter und Kinder. Darüber hinaus hat Städte ohne Hunger rund 50 berufliche Qualifizierungskurse organisiert und mehr als 1.000 Personen in Landwirtschaft oder Handel ausgebildet.
Die biologischen Mischkultur-Gärten haben dazu beigetragen, die lokale Artenvielfalt zu erhöhen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf alte oder einheimische Sorten wie Arruda oder Cerejeira, Heilpflanzen, Blumen und Kräuter gelegt. Als "grüne Inseln" in der Stadt verbessern die Gärten das lokale Mikroklima und den Wasserhaushalt. Die Gärten wurden auf stillgelegten öffentlichen und privaten Grundstücken angelegt, z. B. unter Stromleitungen oder auf ungenutzten Flächen, die zuvor als Müllhalden missbraucht wurden, und dienen der Verschönerung und Pflege der lokalen Umwelt.
Die Gärten sind soziale Räume, die die Kommunikation und den sozialen Zusammenhalt in der Nachbarschaft fördern. Die erhebliche Leuchtturmwirkung der Gärten verbessert die sozioökonomische Integration des Gebiets: Interessierte aus der Stadtverwaltung oder anderen Organisationen besuchen sie als Best-Practice-Beispiele; oder Lieferpartnerschaften wie die mit dem Pizzarestaurant Carlos Pizza aus dem gehobenen Mittelschichtviertel Vila Madalena tragen dazu bei.
Begünstigte
- Menschen, die aufgrund ihres Alters, ihres schlechten Gesundheitszustands oder des Fehlens einer formal anerkannten Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt marginalisiert sind
- Menschen aus der Nachbarschaft, deren wirtschaftlicher und physischer Zugang zu frischen Produkten eingeschränkt ist
Ziele für nachhaltige Entwicklung
Geschichte
Landwirtschaft auf dem Land und in der Stadt: Auf der Suche nach einem besseren Lebensunterhalt
Ivone Maria Getúlio koordiniert den 3 500 Quadratmeter großen Gemeinschaftsgarten Horta Sapopemba. Der Garten bietet 13 Familien aus der unmittelbaren Nachbarschaft Arbeit und Einkommensmöglichkeiten. Ivone ist Ende 50 und wurde in der Gemeinde Borrazópolis im Bundesstaat Paraná in der südlichen Region Brasiliens geboren. Als Kind half sie ihren Eltern auf der kleinen Familienfarm, fütterte die Hühner und Schweine und packte bei der Feldarbeit mit an. Sie besuchte nur die Grundschule und schloss keine weitere Ausbildung an. Als junge Frau zog sie in die Stadt Sao Paulo und heiratete bald. Als Mutter von drei Kindern blieb sie zu Hause und kümmerte sich um ihre Familie. Wann immer sich ihr eine Gelegenheit bot, arbeitete sie als Verkäuferin in kleinen Geschäften, um den Lebensunterhalt ihrer Familie zu sichern. Außerdem sammelte sie Wegwerfmaterial wie PET-Flaschen und Pappe auf der Straße und verkaufte es an Recycling-Kooperativen.
Das Grundstück, auf dem heute der Gemeinschaftsgarten angelegt ist, war früher eine trostlose Gegend, die an eine Favela über einer Ölpipeline grenzte. Große Schilder mit der Aufschrift "ATENÇÃO - Dutos Enterrados - Não acender fogueiras - Não jogar lixo ou entulhos" (ACHTUNG - Vergrabene Pipelines - Kein Feuer machen - keinen Müll oder Schutt abladen) erinnern an die unkontrollierte Ausbreitung der Stadt.
Um hier einen Gemeinschaftsgarten einzurichten, schloss STADT OHNE HUNGER mit dem Eigentümer, dem Mineralölkonzern Transpetro, einen Nutzungsvertrag für die Fläche ab. Entscheidend für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung dieser Fläche ist das technologische Know-how von STADT OHNE HUNGER, da die Wurzeln der Pflanzen aufgrund der Ölleitung eine bestimmte Länge nicht überschreiten dürfen. Innerhalb eines Jahres brachte die Organisation eine Gruppe von Anwohnern zusammen, die ähnlich wie Ivone nach Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten suchten, um sich und ihren Familien ein würdiges Leben zu ermöglichen. Unterstützt durch das Fachwissen der NRO, landwirtschaftliche Schulungen und Maschinen, bereiteten sie den Boden vor, pflanzten und säten. Innerhalb eines Jahres wurde der Garten selbsttragend und wurde von Ivone verwaltet. Der Gemeinschaftsgarten gab Ivone eine neue Perspektive, nicht zuletzt, weil sie in einem Bereich arbeiten kann, den sie aus ihrer Kindheit gut kennt: "Ich bin in der Landwirtschaft aufgewachsen. Der Gemeinschaftsgarten ist mein Leben. Er ernährt mich und meine Familie und bereitet mir große Freude", lächelt sie.