Isar-Plan: Verbesserung des Hochwasserschutzes und der Erholungsmöglichkeiten durch Neugestaltung der Isar
Die Projektgruppe "Isar-Plan" wurde 1995 ins Leben gerufen, um die Isar in München von ihrem künstlichen Kanalbett in eine natürlichere Form und Funktion zu bringen, um den Hochwasserschutz, die Artenvielfalt und die Erholungsmöglichkeiten zu verbessern. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 2000 und wurden 2011 abgeschlossen, nachdem 8 km Flusslauf wiederhergestellt worden waren und die Kosten 35 Millionen Euro betrugen.
Kontext
Angesprochene Herausforderungen
Die Starkregenereignisse in den Alpen in den Jahren 1999, 2005 und 2013 führten zu großen Überschwemmungen und erheblichen finanziellen Schäden in Süddeutschland. Solche Ereignisse werden mit dem Klimawandel wahrscheinlich zunehmen. Darüber hinaus war es eine Herausforderung, gesellschaftliche und ökologische Prioritäten miteinander in Einklang zu bringen und die dicht besiedelte Innenstadt so umzugestalten, dass der Plan zur Flussrenaturierung umgesetzt werden konnte, wobei es in bestimmten Bereichen zu Meinungsverschiedenheiten über die Gestaltung und die Machbarkeit innerhalb der Stadtgrenzen kam.
Standort
Prozess
Zusammenfassung des Prozesses
Starke Partnerschaften und öffentliches Engagement (Baustein 1) sind für die erfolgreiche Umsetzung der Lösung unerlässlich und eine Voraussetzung dafür, dass mehrere Ziele durch die Abwägung von Kompromissen (Baustein 2) erreicht werden können. Schließlich ermöglicht "Learning by doing" (Baustein 3) verbesserte Lösungen.
Bauklötze
Partnerschaften und öffentliches Engagement
Das Projekt wurde vom Wasserwirtschaftsamt München geleitet und umfasst Vertreter des Baureferats, des Referats für Stadtplanung und Bauordnung sowie des Referats für Gesundheit und Umwelt. Außerdem wurde eine Partnerschaft mit der "Isar-Allianz" (einem Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen) eingegangen. Die Beteiligung der Öffentlichkeit wurde durch verschiedene Medien sichergestellt, um das Bewusstsein und die Beteiligung zu fördern. Besonders gefördert wurde die Beteiligung während des Landschaftsgestaltungswettbewerbs für den 1,6 km langen städtischen Abschnitt, der es ermöglichte, der Bevölkerung eine Stimme für die Gestaltung des Gebiets zu geben und das Bewusstsein für die Themen Renaturierung und Hochwasserschutz zu schärfen.
Ermöglichende Faktoren
Zur Einbindung der Interessengruppen wurden verschiedene Medien genutzt, z. B. eine Internetplattform, Infobroschüren, Exkursionen, Workshops, Fernsehen und Presse, runde Tische, Infopoints und ein Servicetelefon.
Gelernte Lektion
Der Grad der Zusammenarbeit zwischen allen am Isar-Plan beteiligten Akteuren war hervorragend und ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Projekt. In der Tat waren der Dialog und die Einbindung der Interessengruppen zeitweise eine Herausforderung mit kontroversen Diskussionen und einem öffentlichen Streit mit starken Kampagnen. Der Konflikt entstand, nachdem zwei nahezu gegensätzliche Entwürfe mit dem ersten und zweiten Preis ausgezeichnet worden waren. Das Hauptproblem in diesem Fall ist die Tatsache, dass es in einem überfüllten städtischen Sektor Einschränkungen in Bezug auf die für den Hochwasserschutz erforderlichen Maßnahmen gibt. Eine vollständige EbA-Lösung, d. h. eine vollständige Renaturierung, würde auf diesen 1,6 km im Vergleich zu den übrigen 8 km wahrscheinlich nicht genügend Hochwasserschutz bieten. Diesem Umstand trug der erste Entwurf Rechnung, während der zweite Entwurf eine stärkere Renaturierung vorsah. Die Öffentlichkeit stand den beiden Entwürfen zwiegespalten gegenüber. Es wurde ein geschickter Kompromiss zwischen den beiden Entwürfen erzielt, der zeigt, wie wichtig eine gute Vermittlung und Zusammenarbeit ist.
Ressourcen
Abwägen von Kompromissen zwischen verschiedenen Prioritäten
1995 wurde die interdisziplinäre Arbeitsgruppe "Isar-Plan" initiiert, an der die Landeshauptstadt München, das Landesamt für Wasserwirtschaft München und die Isar-Allianz beteiligt waren. Die Gruppe untersuchte die Hochwassersituation, den Bedarf an Erholungsflächen am Fluss und die Artenvielfalt des Gebietes. Die Studie umfasste einen umfassenden Atlas von Fauna und Flora, bestehenden öffentlichen Nutzungen und räumlichen Qualitäten, die später in einer Konflikt- und Wertanalyse aller Aspekte zueinander zusammengeführt wurden. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wurden Entwicklungsziele definiert. Es wurden Hochwasserschutzmaßnahmen gewählt, die den vorhandenen Unterwuchs auf den Deichen weitgehend erhalten, um die Ökosysteme zu schützen und Flächen für die Erholung zu haben. Durch eine Verbreiterung des Hauptgerinnebettes wurde eine ausreichende Abflusskapazität geschaffen, die gleichzeitig eine naturnahe und flache Uferbefestigung ermöglicht.
Ermöglichende Faktoren
Die hydrologische Modellierung trägt dazu bei, zu ermitteln, was für die Wiederherstellung des Flusses und eines angemessenen Durchflusses erforderlich und möglich ist. Während der größte Teil des Flusses in diesem Gebiet kanalisiert worden war, hatte ein Teil in der Nähe der Stadt seinen Charakter bewahrt, so dass er als Modell für die Funktion des Flusses dienen konnte. Schließlich war eine gute Zusammenarbeit zwischen den Akteuren erforderlich, um die Prioritäten zwischen Hochwasserschutz, Natur und Erholung auszugleichen.
Gelernte Lektion
Die Gestaltung der rauen Rampen fördert die natürliche Entwicklung des Flussregimes. Die Becken, die Steinstufen und die flussabwärts gelegenen Kiesbänke und Kiesinseln haben eine wichtige ökologische Funktion und tragen zur allgemeinen morphologischen Entwicklung des Flussbettes bei. Sie sind auch ein attraktiver Ort für die Erholung. Eine Besonderheit des natürlichen Flusses sind sich dynamisch entwickelnde Ufer, die sich bei Hochwasser und Hochwasserabfluss verändern und zurückziehen. Um zukünftige Erosionen zu verhindern, wurden jedoch aus Sicherheitsgründen Rückverteidigungsmaßnahmen durchgeführt. Im innerstädtischen Bereich musste der Isarplan mit verschiedenen Einschränkungen für den Flussausbau aufgrund der bestehenden Infrastruktur und mit den kontroversen öffentlichen Diskussionen über zwei konkurrierende Sanierungskonzepte (siehe oben) umgehen. Es wurde ein geschickter Kompromiss zwischen den beiden Entwürfen gefunden, bei dem die Verstärkungen unterirdisch gebaut und mit Vegetation bedeckt wurden, um ein natürliches Erscheinungsbild zu schaffen.
Ressourcen
Lernen durch Handeln
Das Team berücksichtigte die Ereignisse während der langen Umsetzungszeit (11 Jahre für die Bauarbeiten und 5 Jahre für die Vorarbeiten), um eine erfolgreiche EbA-Lösung zu schaffen. Im Wesentlichen nutzten sie ein adaptives Management für ihre Umsetzung. Die große Überschwemmung von 2005, die mitten in den Arbeiten stattfand, hatte erhebliche Auswirkungen sowohl auf das Gebiet als auch auf die endgültige Umsetzung der Lösung. Sie berücksichtigten auch die Bedenken der Öffentlichkeit (siehe oben) und erreichten so eine endgültige Lösung, die von vielen geschätzt wird.
Ermöglichende Faktoren
Raum, um die natürliche Entwicklung der Flussmorphologie im Laufe der Zeit zu ermöglichen.
Gelernte Lektion
Das Hochwasser hat gezeigt, dass Bereiche ohne Grasnarbe Erosionsschäden aufwiesen. Der beste Schutz war dort zu finden, wo die technischen Ufersicherungsmaßnahmen durch die Pflanzung von Weiden oder Torf ergänzt wurden. Vor allem die dünnen Weidenruten, die nach einem Rückschnitt alle zwei bis drei Jahre entstehen, bieten einen außergewöhnlich guten Halt. Darüber hinaus sind viele der durch Hochwasser-"Schäden" neu entstandenen Strukturen wie Tümpel, Mulden und Kiesbänke nun abflussabhängig mit der Isar verbunden und bieten Lebensräume für Jungfische und Makroinvertebraten. Gleichzeitig wird der Biotopcharakter dieser Bereiche durch das Verbleiben von Totholz nach Überflutungen aufgewertet. Diese Kleinbiotope wurden mit Torf und Weide gepflegt und geschützt. Auf den durch die Überflutung freigelegten Flächen entwickelten sich im Folgejahr dünne, aber reich blühende Grasgesellschaften von hohem ökologischen Wert.
Ressourcen
Auswirkungen
Mit dem Projekt wurde der Schutz vor Überschwemmungen erfolgreich verbessert, indem eine natürlichere Flusslandschaft geschaffen wurde, die dem Fluss mehr Raum lässt. Ein großes Hochwasser im Jahr 2005 wirkte sich auf das gesamte Einzugsgebiet aus und ermöglichte den Nachweis, wo die Renaturierung die Hochwasserschäden gemildert hat. Wie die Auswirkungen dieses massiven Hochwassers in anderen Gebieten Süddeutschlands gezeigt haben, hat die Renaturierung der Isar den Hochwasserschutz verbessert und die Schäden, die hätten entstehen können, verringert.
Das Projekt kam auch der biologischen Vielfalt zugute, da neue Lebensräume für Flora und Fauna geschaffen wurden und die Fische sich im Fluss bewegen konnten, wo sie zuvor behindert wurden.
Der hydrologische Zustand wurde ebenfalls verbessert, so dass die Qualität der Badegewässer verbessert wurde. Dies bedeutet, dass die Einwohner und Besucher Münchens im Fluss baden können und die attraktive Landschaft für zahlreiche Freizeitaktivitäten nutzen können.
Begünstigte
Angesichts des verbesserten Hochwasserschutzes und der Qualität der Naherholungsgebiete profitieren vor allem die umliegende Infrastruktur, die Bürger und Besucher des Gebiets sowie die Wirtschaft. Die Sanierung kommt auch der Artenvielfalt zugute.
Ziele für nachhaltige Entwicklung
Geschichte
Die Renaturierung der Isar auf einer Länge von 8 km in der Stadt München ist eine spektakuläre Errungenschaft, da sie sowohl große Hochwasser, die das Gebiet regelmäßig heimsuchen, als auch eine hohe Freizeitnutzung mit bis zu 30 000 Menschen, die sich an warmen Wochenenden in dem Gebiet versammeln, bewältigen kann und gleichzeitig die biologische Vielfalt verbessert.
Die Projektgruppe "Isar-Plan" wurde 1995 im Rahmen einer Untersuchung der Münchner Hochwasserschutzsysteme und inmitten einer zunehmenden Nachfrage nach einem "naturnahen" städtischen Umfeld, das Erholungsmöglichkeiten bieten kann, initiiert. Das Projekt wurde von der Landeshauptstadt München und der Bayerischen Landesanstalt für Wasserwirtschaft geleitet und steht für eine beispiellose interdisziplinäre Zusammenarbeit. Nach Vorstudien zur Gestaltung eines Projekts, das die Ziele Hochwasserschutz, Ökologie und Erholung in Einklang bringt, begannen die Arbeiten im Jahr 2000. Der Hauptkanal wurde von 50 m auf 90 m verbreitert und eine Reihe von Maßnahmen wurden durchgeführt, um die natürliche hydrologische Funktion, ein naturnahes Erscheinungsbild des Flusses mit reichlich Lebensraum für Flora und Fauna sowie Erholungsgebiete wiederherzustellen und gleichzeitig den Hochwasserschutz der Umgebung zu gewährleisten.
Im Jahr 2003 wurde für den letzten 1,6 km langen Abschnitt im Herzen der Stadt (der ökologische, hochwasserschutztechnische und Erholungsziele berücksichtigen sollte) ein Landschaftsplanungsprojekt mit öffentlicher Anhörung und Beteiligung durchgeführt. Dies führte zu kontroversen Diskussionen und öffentlichem Streit, da zwei nahezu gegensätzliche Projekte (ein städtischer Funktionsentwurf gegenüber einem vollständig renaturierten Entwurf) als erster und zweiter Preis ausgewählt wurden. Schließlich arbeiteten beide Teams im Jahr 2005 zusammen, um einen Kompromissentwurf zu erarbeiten, der den erforderlichen sicheren Hochwasserschutz innerhalb der durch das stark bebaute Gebiet bedingten Einschränkungen und ein renaturiertes Erscheinungsbild umfasste.
Die Restaurierung wurde 2011 abgeschlossen.